Jambus

[733] Jambus (v. gr., Jambos, spr. J-ambus), 1) eigentlich das an den Demeterfesten übliche Necken u. Spotten; 2) (Metr.), zweisylbiger Versfuß, aus einer kurzen u. einer langen Sylbe bestehend (◡_–). Aus jambischen Füßen gleichartig zusammengesetzte, Verse geben die Jambische Versart. Die Griechen u. Römer maßen sie dipodisch (◡ − ◡_–) u. Erstere gestatteten statt der Kürze des ersteren Fußes eine Länge (∪ ∪ ◡_–), die Tragiker lösten auch die Längen in je 2 Kürzen auf (∪ ∪ ◡_–) u. verbanden gewöhnlich 6 J-n od. 3 Dipodien (daher Trimeter, bei den Römern Senarius), zu einem Vers (∪ − ◡_– | ∪ − ◡_– | ∪ − ◡ ∪). Am freiesten wurde der I. (meist in achtfüßigen Versen, Jambischer Tetrameter) von den Komikern behandelt, die ihn durch den häufigen Wechsel mit (in den ungeraden, d.i. in dem 1., 3., 5. Fuße stehenden) Anapästen (◡ ◡_–), Tribrachen (◡ ◡ ◡), Daktylen (– ◡ ◡), Spondeen (–_–) den mannigfaltigsten Gang gaben. Besonders reich an Jamben ist die Deutsche Sprache, weshalb diese Versart (zwei- bis sechsfüßig) bei uns eine der gewöhnlichsten ist, namentlich bei den dramatischen Dichtern. Der Ausgang des Verses kann männlich (einsylbig) od. weiblich (zweisylbig) sein. Hat der jambische. Senar den Hauptabschnitt im dritten Fuße so wird er zum [733] Alexandriner (s.d.). Da die griechischen Dichter ursprünglich die J-n zu Spott- u. Schmähgedichten brauchten, hieß ein J. 3) (Jambisches Gedicht), so v.w. Spott- od. Schmähgedicht; s. Jambische Poesie. Weil die Dramen in dem jambischen Metrum, als der Rede des gewöhnlichen Lebens am nächsten kommend, geschrieben waren, 4) so v.w. Drama, u. bes. so v.w. improvisirtes Drama: solche Improvisatoren hießen Autokabdaloi; 5) (Musik), eine aus einer langen u. kurzen Note bestehende Notenfigur.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 733-734.
Lizenz:
Faksimiles:
733 | 734
Kategorien: