Motette

[487] Motette (Motetto, alt Mutete, u. darnach vom lateinischen mutare abgeleitet, weil die begleitende Stimme eine Veränderung mit der Grundmelodie vornehme; nach And. vom Französischen Mot, weil der Text dazu ein Bibelwort wie Amen, Halleluja, od. ein kurzer Spruch war), 1) ursprünglich Tonstück für Singstimmen im Chore zu singen, das aus mehren Fugensätzen bestand, u. wozu die Textesworte aus der Bibel entnommen waren; 2) jetzt Tonstück, zu dessen Text man eine Stelle aus der Bibel, od. ein Kirchenlied od. sonst ein religiöses Gedicht benutzt. Der Vortrag geschieht von den Kirchensängern theils im Chore, theils abwechselnd mit einem Satz von zwei, drei u. vier Solostimmen u. schließt gewöhnlich mit einer Fuge. Wird ein bekanntes Kirchenlied zum Text gewählt, so ist es Observanz, daß man entweder abwechselnd einen Vers nach der Melodie des Liedes einschaltet, od. die Melodie einer Stimme Canto firmo gibt, worüber sich die andern Stimmen contrapunktistisch bewegen. Selten ist zur M. Instrumentalbegleitung gesetzt. Die besten M-n lieferten Hammerschmidt, die Brüder Bach, Homilius, Graun, Rolle, Joseph u. Michel Haydn, Mozart, Schicht, Doles, Hiller u.a.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 487.
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