Ohrringe

[245] Ohrringe, runde od. länglich runde Reisen, meist von Gold od. Silber, welche in einem durch das Ohrläppchen gestochenen Loche zur Zierde getragen werden. Die einfachsten O., welche die Gestalt einer gebogenen Schlange haben, heißen Schlangenköpfchen; häufig ist auch die vordere Seite der O mit durchbrochener Arbeit, Edelsteinen od. Perlen verziert. In die O. hängt man auch noch kleine Zierrathen (Ohrgehänge), als: Edelsteine, Perlen, Muscheln, Glöckchen, künstliche Früchte, Körbchen u. dgl. Die Löcher in den Ohrläppchen werden mit einer spitzigen Pfrieme od. sehr starken Nadel gestochen. Man wählt dazu eine[245] hohe Stelle, um dem später zuweilen eintretenden Durchreißen schwerer O. vorzubeugen. Nach dem Durchstechen bringt man in die Öffnung einen Bleidraht u. zieht denselben täglich etwas fort, wo dann die Stelle meist nach wenigen Tagen schwielig wird u. verheilt; jedoch muß man immer O. in dem Loch tragen, wenn es nicht zufallen soll. Will man sich keinem Durchstechen der Ohrläppchen aussetzen, so trägt man die O. an einem Ohrdraht, den man um das äußere Ohr biegt u. befestigt. Das Tragen der O. wird zwar gewöhnlich als Zierde betrachtet, doch auch als Gegenmittel gegen triefende u. leicht entzündliche Augen angewendet, indem es die scharfe Feuchtigkeit ableiten soll. Männer tragen jetzt gewöhnlich nur noch in dieser Absicht O., dann auch wohl nur an einem Ohre u. in Gestalt eines kleinen Knöpfchens. Die Sitte, O. zu tragen, ist sehr alt, u. noch jetzt trifft man sie bei den meisten wilden Völkern. In Südamerika tragen die Frauenzimmer Kolibris als Ohrgehänge.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 245-246.
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