Pinel

[142] Pinel, 1) Phil., geb. 1745 in St. André bei Lavoule im französischen Departement Tarn, wurde 1791 dirigirender Arzt an der Irrenanstalt Bicètre u. 1794 an der Salpétrière, später zugleich Professor der Pathologie der Medicinischen Schule in Paris. Als Irrenarzt erwarb er sich hohe Verdienste um die Einführung einer menschlichen Behandlung der Irren u. überhaupt um Verbreitung richtiger Grundsätze in der Psychiatrik; als Patholog stellte er die unmittelbare Wahrnehmung von Erscheinungen als die Grundlage der Pathologie auf u. erwarb sich durch größere Berücksichtigung der Naturheilkraft, so wie durch lichtvollere u. einfachere Darstellung u. einfachere Behandlung der Krankheiten, einen solchen Einfluß auf seine Zeitgenossen, daß er längere Zeit der Gesetzgeber der französischen Medicin war; er st. 1826 u. schr.: Traité sur l'aliénation mentale, Par. 1791, u. Ausg. 1809 (deutsch von M. Wagner, Wien 1801); Nosographie philos., Par. 1798, 2 Bde., n.A. 1828, 3 Bde. (deutsch Kopenh. 1799 f., Tüb. 1799 f.; von Pfeiffer, Kassel 1829 f.); Médecine clinique, Par. 1801, u. Aufl. 1815 (deutsch von A. von Krauß, Par. 1802), u. war eine Zeit lang Redacteur der Gazette de santé u. Mitarbeiter am Diction. des sciences méd. 2) Scipion, Sohn des Vor., Arzt am Bicètre, ging 1831 zur Erforschung der Cholera nach Warschau; er schr.: Recherches sur les altérations de l'encéphale, Par. 1821; Physiologie de l'homme aliéné, ebd. 1833; Traité complet du régime sanitaire des aliénés, ebd. 1836.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 142.
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