Polytheïsmus

[332] Polytheïsmus (gr., eigentlich Polytheïa, Polytheŏtes), Vielgötterei, der Glaube u. die Verehrung einer Mehrheit von Göttern. Der P. ist diejenige Stufe der Religion, auf welcher man geschichtlich die meisten, u. zwar theils rohe, theils sogar hoch cultivirte Völker antrifft u. deren Entstehung sich nicht immer nachweisen läßt. In Griechenland entstand z.B. der P. dadurch, daß bei der näheren Vereinigung der einzelnen hellenischen Stämme die Stammgötter als allgemeine Götter angenommen wurden. Beim P. denkt der Mensch sich das Göttliche als ein blos Übermenschliches, glaubt solchem in jeder gewaltigen Naturkraft, in jeder Erscheinung, welche er sich nicht zu erklären vermag, zu begegnen, fand daher Götter in Wäldern, Flüssen, Quellen etc., setzte unter ihnen Rangordnung fest, wies ihnen Verrichtungen an u. widmete ihnen Tempel, Priester u. Culte. Der P. zeigt sich in gröberer u. feinerer Gestalt, vorzüglich als Menschenverehrung (Anthropolatrie), Thierverehrung (Zoolatrie), Gestirnverehrung (Astrolatrie), Feuerverehrung (Pyrolatrie), Verehrung beliebiger Dinge (Fetischismus), s.d. a. Polytheislische Religionen Waren, mit Ausnahme des Mosaismus, alle Religionen der ältesten Zeit, die ausgebildetste der griechische P. Doch bieten auch mehre polytheistische Religionen des Alterthums schon od. noch Momente eines Monotheismus (s. u. Gott), u. zwar in der Weise, daß der P. die populäre Auffassung, der Monotheismus der Glaube der Gebildeten im Volke war, welcher letztere dann freilich z.B. bei den Fanatikern des griechischen P. als Atheismus (s.d.) bezeichnet wurde (s. Griechische Mythologie), vgl. Buddhismus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 332.
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