Schicklich

[148] Schicklich, 1) was den Umständen u. zwar entweder der besonderen Beschaffenheit des vorliegenden Falles od. den gerade herrschenden Sitten u. Gebräuchen angemessen ist. Der Begriff des S-en ist in dieser Beziehung ganz relativ. Ein bestimmterer Maßstab für das S-e u. Unschickliche läßt sich nur da nachweisen, wa eine Art des Benehmens u.[148] Handelns mit sittlichen Vorschriften in einer näheren od. entfernteren Beziehung steht; in diesem Sinne faßten die Stoiker das Geziemende (Decorum) als etwas dem sittlich Werthvollen (Honestum) Verwandtes auf; 2) für die Kunst ist das S-e nicht das Schöne selbst, sondern die Beobachtung desselben, eine der negativen Bedingungen der künstlerischen Darstellung, nämlich das, was, wenn es nicht beobachtet würde, den ästhetischen Gesammteindruck stören würde. Auch hier hängt aber Vieles von conventionellen Vorstellungsarten ab; wir finden es nicht schicklich, wenn Apollo od. musicirende Engel mit Violinen gemalt werden; die altitalienischen Maler, auf deren Bildern solche Zusammenstellungen vorkommen, können keinen Anstoß daran genommen haben, sonst hätten sie sie nicht gemalt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 148-149.
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