Schieferöl

[154] Schieferöl, aus bituminösen Schiefern (s. Bitumen 2) durch trockne Destillation gewonnenes Öl. Solche Schiefer finden sich an mehren Punkten in Frankreich, so bei Vouvant in der Vendée, bei Autun, Menat etc., sind leicht entzündlich u. brennen mit rußender Flamme. Wenn sie geglüht werden, so gehen sie ohne Veränderung ihrer Form in einen porösen Coak über, welchen man wie die Knochenkohle zum Entfärben angewendet hat. Die technische Benutzung des bituminösen Schiefers beruht auf der Destillation des Öles u. theilweis auf der Verarbeitung zu Gas; sie ist eine neue Industrie, welche Selligue in Frankreich eingeführt hat. Man destillirt zuerst die Schiefer in großen Retorten, von denen mehre in einer Feuerung liegen, u. erhält dabei verschiedene ölige Producte: 36,5 Proc. dünnflüssiges, bituminöses Öl von 0,76 bis 0,81 specifischem Gewicht, welches ein gutes Auflösungsmittel für Harze, aber auch das Material für die Gasbereitung ist; 26 Proc. eines Öles, welches in Lampen gebrennt werden kann; u. 14 Proc. eines ganz dickflüssigen fetten Öles, welches Paraffin enthält u. als Maschinenschmiere benutzt werden kann. Das S. ist braun, im auffallenden Lichte grün, in der Kälte dickflüssig, wobei Paraffin auskrystallisirt. Nach Delahaye geht aus dem durch eine erste Rectification von Theer gereinigten Öle bei nochmaliger Rectification bei 85° ein der Naphta ähnliches Öl von 0,753 spec. Gewicht über, in welchem 85,7 Proc. Kohlenstoff u. 14,3 Proc. Wasserstoff enthalten sind. Bei steigender Temperatur nimmt die Menge des Übergehenden ab, bis bei 130 bis 140° wieder ein dem Eupion ähnliches Öl übergeht; bei 230 bis 250° geht ein Öl von spec. Gewicht 0,820, bei 300° ein viel Paraffin enthaltendes Öl vom spec. Gewicht 0,90 bis 0,91, bei 320° bis 360° ein bei dem Erkalten fest werdendes, nicht ohne Zersetzung destillirbares Öl vom spec. Gewicht 0,91 bis 0,93 über.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 154.
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