Schwefelammonium

[593] Schwefelammonium. Schwefel verbindet sich in mehren Verhältnissen mit Ammonium: a) Einfach S. (Ammoniumsulfurat), H4 NS, entsteht, wenn zwei Volumen Ammoniakgas u. ein Volumen Schwefelwasserstoffgas bei –18° C. zusammentreten; es bildet farblose höchst flüchtige Blättchen, welche alkalisch reagiren u. an der Luft gelb werden; an der Luft verliert es Ammoniak u. geht im Schwefelwasserstoff-S, (Ammoniumsulfhydrat), H4NS, HS, über; dasselbe entsteht auch, wenn Ammoniakgas u. Schwefelwasserstoffgas bei gewöhnlicher Temperatur zusammenkommen; es ist dem einfach S. ganz ähnlich. Leitet man Schwefelwasserstoffgas in Ammoniakflüssigkeit, so entsteht eine Auflösung von Schwefelwasserstoffschwefelammonium, das sogenannte Schwefelwasserstoffammoniak, welches in der analytischen Chemie zum Fällen der Metalle aus ihren Auflösungen dient, deren Schwefelverbindungen in Säuren löslich sind; die Lösung ist farblos, wird aber an der Luft gelb, indem sich Schwefel ausscheidet, welcher von dem unzersetzten S. aufgelöst wird, wodurch b) Doppelt S. (Ammoniumbisulfuret), H4NS2, entsteht. Wenn man in eine gesättigte Lösung von Schwefelwasserstoff-S. Schwefel bringt u. Ammoniakgas einleitet, das freie Ammoniak mit Schwefelwasserstoffgas sättigt, dann unter Zusatz von Schwefel wiederum Ammoniakgas u. zuletzt Schwefelwasserstoffgas einleitet, so scheiden sich Krystalle aus der Flüssigkeit aus, welche beim Erwärmen schmelzen; nach dem Erkalten krystallisiren große orangegelbe Säulen von c) Fünffach S., H4NS5, aus der Flüssigkeit; dieselben zersetzen sich lehr leicht an der Luft, lösen sich in Wasser u. Alkohol, aus der Lösung scheidet sich aber bald Schwefel ab. In verschlossenen trocknen Gefäßen liefert die Verbindung Ammoniak, Schwefelwasserstoff u. rubinrothe Krystalle von d) Siebenfach S., H4NS7, es ist weniger leicht zersetzbar als das vorige u. kann in verschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden, ohne merkliche Zersetzung zu erleiden. Wenn in die Mutterlauge, aus welcher das fünffache S. auskrystallisirt ist, abwechselnd Schwefelwasserstoff u. Ammoniak geleitet wird, so erhält man schwefelgelbe durchsichtige Krystalle von e) Vierfach S., H4NS4, dieselben verlieren an der Luft S.u. werden roth, dann hellgelb, sie sind in Wasser u. Alkohol leicht u. ohne zersetzt zu werden, löslich. Die sogenannte flüchtige Schwefelleber (Liquor Beguini, Liquor fumans Boyli; Hepar sulfuris volatile), eine dunkelgelbe, an der Luft weiße Nebel bildende Flüssigkeit, besteht wesentlich aus S. mit mehr als einem Äquivalent Schwefel; man bereitet sie durch Destillation von drei Theilen Kalk, zwei Theilen Salmiak u. einem Theil Schwefel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 593.
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