Tippen

[610] Tippen, ein Spiel, welches mit deutschen Karten von zwei bis zu zehn Personen gespielt werden kann. Jeder Spieler erhält drei einzelne Karten u. der Geber schlägt hierauf die folgende als Trumpf um u. setzt einen Stamm, welcher sich in drei gleiche Theile theilen läßt. Bisweilen setzen auch alle Theilnehmer einen solchen Stamm u. in diesem Falle setzt der Kartengeber das Doppelte, od. der Geber kann das Geben dem auf ihn Folgenden zuschieben, welchem dann ein gleiches Recht zusteht, wo aber Jeder den gewöhnlichen Stamm setzen muß; od. der Abhebende sieht die unterste Karte des abgehobenen Theils an u. wenn diese eine Sieben ist, so geht das Kartengeben auf den Folgenden über. Diese Art zu spielen wird T. mit dem Sprunge genannt. Wird mit Hopp u. Sprung gespielt, so sieht der Geber, wenn der Abhebende eine Sieben od. ein Daus gefunden hat, ebenfalls die unterste Karte des übrigen Theils des Talons an u. wenn diese auch eine Sieben od. ein Daus ist, so springt das Geben um zwei Personen, welche dann Beide Stamm setzen. Wenn die Karten herumgegeben sind, erklären sich die Vorhand u. dann die Folgenden der Reihe nach zum Mitgehen, was sie dadurch zu erkennen geben, daß sie mit dem Finger auf den Tisch klopfen (pochen). Die nicht Mitgehenden werfen ihre Karten weg (passen). Der erste spielt ein beliebiges Blatt aus, die Mitgehenden geben die gespielte Farbe darauf od. stechen mit Trumpf. Es wird beim Anfange des Spieles festgesetzt, ob man, wenn man die gespielte Farbe nicht hat, ein Blatt von einer andern zuwerfen darf od. mit Trumpfe stechen muß. Der Stich bleibt demjenigen, welcher das höchste Blatt der Farbe darauf gegeben od. mit Trumpf gestochen hat. Der, welcher den Stich bekommt, spielt wieder aus u. muß, wenn er ein Trumpfblatt hat, dasselbe ausspielen. Nach dem zweiten Stiche wird wie bei dem ersten verfahren. Jeder, der einen Stich bekommt, erhält den dritten Theil des Stammes; wer keinen bekommt, muß den ganzen Betrag desselben setzen. Das Daus sticht über den König, dieser über den Ober etc. Eine Veränderung des Spieles ist folgende: Es steht dem Geber frei zu riechen, d.h. die Trumpfkarte, welche bei der gewöhnlichen Art zu spielen umgeschlagen wird, anzusehen, ohne sie zu zeigen. Er nennt dann die Farbe des angesehenen Blattes u. bestimmt dadurch den Trumpf, was jedoch geschehen muß, ehe er seine drei Blätter ansieht. Nach dem Ansehen legt er statt des hereingenommenen Trumpfblattes eins von den seinigen weg. Das Spiel geht alsdann[610] wie gewöhnlich, der Riecher muß jedoch den doppelten Stamm setzen, wenn er bête wird.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 610-611.
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