Typoskop

[92] Typoskop (Musterzeiger), eine 1862 von Emsmann in Stettin erfundene Abänderung des Kaleidoskops, nämlich eine Verbindung desselben mit einem polyedrischen Glase; es empfiehlt sich bes. für Musterzeichner, da es nicht blos Sterne, sondern auch eine überraschende Mannigfaltigkeit von den einfachsten bis zu den zusammengesetztesten Mustern bietet. Man erhält es, wenn man ein 5 Zoll langes Kaleidoskop von 11/4 Zoll Durchmesser an seinem offenen Ocularende, mit einem das Rohr umfassenden, verschiebbaren u. drehbaren Auszugsrohre von 6–8 Zoll Länge versieht, welches an seinem sich etwas[92] erweiternden Ocularende, etwa 2 Zoll vom Auge, ein polyedrisches Glas enthält. Das mattgeschliffene Glas des Objectivbehälters läßt sich abnehmen, damit man die Objecte nach Art u. Zahl der gewünschten Muster entsprechend ändern kann. Man kann nun sowohl das Kaleidoskop drehen, ohne das polyedrische Glas in eine andere Lage zu bringen, als auch letzteres drehen, ohne das Kaleidoskop zu bewegen u. das Muster zu stören; dabei ändert sich aber gleichwohl jedesmal die Gruppirung der Bilder. Endlich kann man das Rohr mit dem polyedrischen Glase auf dem Kaleidoskop verschieben u. so die das Muster bildenden Bilder einander nähern od. von einander entfernen. Am zweckmäßigsten ist das T. mit drei unter 60°, für einfache Muster mit zwei unter 45 od. 36° geneigten Spiegeln; Musterzeichner richten es am besten so ein, daß Kaleidoskope von 60, 45 u. 36° zu demselben Rohre mit dem polyedrischen Glase passen u. daß sie in letzteres Rohr verschieden geschliffene Gläser einsetzen können, bes. von weißer, gelber od. hellblauer Farbe. Als Objecte wählt man kleine eckige od. verschieden gestaltete Körper von Glas, durch u. durch gefärbtem Papier, Hausenblase, Spitzen von Vogelfedern etc. Die Mannigfaltigkeit der Muster rührt daher, daß man nicht den ganzen Stern übersieht, welcher sich im Kaleidoskop bildet, sondern nur eine Zacke desselben; daher richtet man auch das Auge nicht senkrecht auf die Mitte des polyedrischen Glases, sondern sieht mehr schräg durch dasselbe.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 92-93.
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