Umwelt

[306] Umwelt (Mundus primigenius), nennt man die Welt, u. namentlich die Erde, in ihrem Zustande in der vorgeschichtlichen Zeit. Das Mittel über die Beschaffenheit der U. etwas zu bestimmen sind Rückschlüsse aus der jetzigen Beschaffenheit der Schichten der Erdrinde u. den in ihnen vorhandenen versteinerten Pflanzen u. Thieren, welche früheren Perioden angehören. Die Wissenschaft, welche sich mit der Sammlung, Bestimmung u. Anordnung dieser Überreste früherer Perioden der Schöpfung beschäftigt, ist die Paläontologie (s.d.); sie bietet der Geologie (s.d.) den wichtigsten Theil des Materials dar, auf welches diese ihre Schlüsse über die allmälige Bildung der Erde, die einzelnen Perioden derselben, die dabei stattgefundenen eigenthümlichen Verschiedenheiten des Klima, die Vertheilung von Land u. Wasser etc. gründet. Eine feste Grenze zwischen der U. u. der Jetztwelt läßt sich nicht ziehen, da trotz einzelner gewaltsamer Revolutionen die Bildung der Erde u. der sie bewohnenden Geschöpfe sehr allmälige Übergänge zeigt u. in den jüngeren Schichtungen der Erdoberfläche, der sogenannten Tertiärformation (s.d.), neben Überresten noch jetzt vorhandener Pflanzen u. Thiere (s. Urweltliche Thiere u. Pflanzen) auch Überreste ausgestorbener, jetzt auf der Erde nicht mehr lebender Arten vorkommen. Auch müssen die Perioden der Urweltlichen Geschichte nicht nach Jahren u. Jahrhunderten, sondern nach Jahrtausenden rückwärts gemessen werden. Im Allgemeinen zeigt sich in dem mit den Veränderungen der Erdrinde zum Theil parallel gehenden Auftreten organisirter Geschöpfe ein Fortschritt von einfacheren u. unvollkommenen zu mehr zusammengesetzten, reicheren u. vollkommeneren Formen; gleichwohl haben neuere Entdeckungen gezeigt, daß das Alter des Menschengeschlechts auf Erden viel weiter rückwärts zu setzen ist, als man früher gewöhnlich annahm. Vgl. außer den Werken über Paläontologie u. Geologie, H. F. Linck, Die U. u. das Alterthum, Berl. 1821, 2 Thle.; F. G. J. Ballenstedt, Die U., Quedlinb. 1817, 3 Thle., 3. Aufl. 1819; J. F. Krüger, Geschichte der U., ebd. 1822; H. Burmeister, Geschichte der Schöpfung, Lpz. 1843, 4. Aufl. 1851.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 306.
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