V [1]

[327] V, 1) ein als Buchstab in den alten Sprachen selten vorkommender Consonant; die Griechische Sprache kannte ihn gar nicht, sondern hatte statt dessen in ältester Zeit das Digamma (s.d.), später brauchte sie, um das v in ausländischen Namen wiederzugeben, β od. ου (z.B. Οὐάνδαλοι od. Βανδίλοι für Vandali); im Lateinischen war für v u. u nur ein Zeichen, Kaiser Claudius führte auf einige Zeit das V [1] (umgekehrtes Digamma) für v ein, ohne jedoch dieses Zeichen in die Sprache einbürgern zu können, u. nach ihm u. das ganze Mittelalter hindurch, bis in das 16. Jahrh., schrieb man in der lateinischen u. ebenso in der deutschen Schrift v u. u als Vocal u. Consonant, s.u. U; im Hebräischen gibt es einen Buchstaben für den Laut, ו, welcher jedoch mehr dem W (s.d.) als V entspricht, er ist der 6. im Alphabet u. hat auch den Zahlwerth von 6; in den germanischen Sprachen ist das V heimisch u. im Neuhochdeutschen der 22. Buchstabe; 2) als Zeichen (V) ist er die römische Ziffer 5; 3) Abbreviatur: a) auf römischen Inschriften so v.w. vivus, vixit, victoria, vale etc.; b) in Büchern so v.w. vide, versus, verte; 4) auf französischen Münzen der Prägort Troyes; 5) (Musik), so v.w. Violine od. volti; 6) (Chem.), so v.w. Wolfram; 7) in der Chiffre v/c so v.w. a) vecchio Conto, die alte Rechnung, od. b) vestro Conto, Ihre Rechnung.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 327.
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