Zungenbeinmuskeln

[739] Zungenbeinmuskeln, die das Zungenbein bewegenden Muskeln. Solche sind: A) oberhalb des Z-s: a) der Kinn-Z. (Musculus geniohyoïdeus), gepaarter Muskel, welcher unter dem Genioglossus vom Unterkiefer aus zum Vordertheil des Zungenbeins geht u. dieses vorwärts zieht, od. wenn er fixirt ist, den Unterkiefer abwärts ziehen hilft; B der Kiefer-Z. (Musculus mylohyoïdeus), gepaarter Muskel, welcher, platt u. dünn, von der innern schiefen Linie des Unterkiefers aus mit dem gleichnamigen Muskel der andern Seite in einen sehnigen Streifen zusammenläuft u. so mit diesem den ganzen Raum zwischen dem Unterkiefer u. dem Zungenbeine ausfüllt, mit seinem hintern Theile aber sich an die Basis des letztern ansetzt; c) Griffel-Z. (M. stylohyoïdeus), schmaler, dünner, länglichrunder, spindelförmiger, vor der Mitte des Griffelfortsatzes des Schläfebeins an den äußern Rand des Körpers des Zungenbeins, wo dieser in das große Horn übergeht, verlaufender, zur Seite des vorigen seitlich u. nach innen vom hinteren Bauche des M. digastricus (s. unten), dessen Sehne ihn durchbohrt, gelegen. Beide ziehen das Zungenbein gerade auf- u. rückwärts, einer schief aufwärts nach einer Seite; d) der zweibäuchige Kiefermuskel (M. digastricus od. M. biventer maxillae inferioris), besteht aus zwei durch eine dünne Sehne vereinigten Bäuchen. Der hintere Bauch entspringt aus dem Einschnitt des Zitzenfortsatzes des Schläfebeins, verläuft vor- u. abwärts gegen das Ende des Körpers u. den Anfang des großen Hornes des Zungenbeins, wo dessen Sehne von einem ringförmigen Sehnenstreifen umschlossen u. befestigt wird. Von da zieht sich der vordere, kürzere, stärkere u. plattere Bauch, von dem Platysmamyoides bedeckt, vor dem Mylohyoïdeus, neben dem Bauche von der andern Seite an die Mitte der Basis des Unterkiefers, wo er sich zwischen dem äußern u. innern Labium ansetzt. Beide Bäuche zugleich wirkend, heben das Zungenbein gerade aufwärts. Der hintere allein zieht u. hebt dasselbe zugleich rückwärts; der vordere allein vorwärts. B) Unterhalb des Zungenbeins gelegene, dasselbe, u. den Kehlkopf herabziehende Muskeln: a) Brust-Z. (Musculus sternohyoïdeus), entspringt von der hinteren Fläche des Griffes des Brustbeins, steigt aufwärts u. endigt an der Basis[739] des Zungenbeins; b) Brustbein-Schildknorpelmuskel (M. sternothyreoïdeus), entspringt mit einer kurzen Flechse vom obern Theil der hinteren Fläche des Manubrium sterni, u. selbst des ersten u. zweiten Rippenknorpels, setzt sich an die schräge Linie des Schildknorpels u. zieht nebst diesen auch das Zungenbein abwärts; c) Schulter-Z. (M. omohyoïeus), ein langer, schmaler, durch eine mittlere Flechse in zwei Bäuche getheilter Halsmuskel, welcher vom Schulterblatt zum Zungenbeine heraufsteigt u. in Verbindung mit denselben Muskeln der andern Seite, dieses ab- u. rückwärts zieht; d) der Zungenbein-Schildknorpelmuskel (M. hyothyreoïdeus), entspringt fleischig-sehnig, am unteren Rande des Körpers u. der Wurzel des großen Hornes des Zungenbeins, setzt sich fleischig an die schräge Linie des Schildknorpels, ist kurz u. platt, hilft den Raum zwischen Kehlkopf u. Zungenbein schließen; e) eigner Schilddrüsenmuskel (M. thyreoïdeus), kommt vom mittleren Theile des Zungenbeins, verbreitet sich auf der Oberfläche der Schilddrüse, ist nicht immer u. meist nur auf einer Seite vorhanden, wird von Neueren gar nicht als Muskel, sondern nur als eine Verlängerung der Schilddrüse betrachtet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 739-740.
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