Liberia

[106] Liberia. Die seit 1847 selbständige Negerrepublik Liberia besitzt noch keine Eisenbahnen, aber das Beispiel der benachbarten Länder Britisch-Sierra Leone und Französische Elfenbeinküste, deren Handel durch den Bau von Eisenbahnen eine starke Steigerung erfahren hat, hat auch in L. anregend gewirkt, so daß man hier den Bahnbau neuerdings ernstlich in Erwägung zieht und allgemeine Vorarbeiten für Bahnen aufgestellt worden sind. Es handelt sich um eine Bahnverbindung der wertvollen nördlichen Gebiete der Republik mit der Küste, um für Palmkerne, Öl, Gummi, Elfenbein u. dgl. die Ausfuhr zu ermöglichen.

Vorgeschlagen sind zunächst 3 Eisenbahnlinien: von Millsburg auf dem rechten Ufer des St. Paul-Flusses in nördlicher Richtung nach Boporu, 90 km; von White Plains auf dem linken Ufer des Flusses nach Carrysburg, 22 km, und von Half Cavally nach der Südostgrenze der Republik, nach Demilu, 6 km; die beiden ersten Linien in 75, die letzte in 60 cm Spurweite; stärkste Steigung 4% = 1 : 25, kleinster Bogenhalbmesser 60 m. Schienengewicht 14 kg/m. Die kilometrischen Baukosten sind veranschlagt zu 40.000, 39.000 und 30.000 M.; Anlagekapital 3,600.000,850.000 und 179.000 M., zusammen 4,629.000 M.; Bauzeit 2 Jahre.

Neuerdings bewerben sich die Kaufleute Wiechers & Helm als Vertreter der Woermann-Linie um eine Konzession für die Bahn auf dem rechten oder linken Ufer des St. Paul-Flusses innerhalb des Gebiets der Landschaft Montserrado und von Grand Cape Mount bis zur französischen und englischen Grenze.

Baltzer.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 7. Berlin, Wien 1915, S. 106.
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