Bartholomäus, Friedrich

[32] Bartholomäus, Friedrich. Das Geschäft ist 1836 von Friedrich Bartholomäus in Erfurt als Kupferdruckerei, Kalender- und Notenverlag gegründet. 1842 wurde die »Thüringer Zeitung« ins Leben gerufen. Aus dem Bilderbuchverlag sind namentlich die »Tante Fabula«, der »Kluge Köckelhahn« bekannt. Edmund Bartholomäus war 1860-88 im Besitze der Handlung und unter ihm entstand die Edm. Wallnersche Litteratur, die zum großen Teil seiner eigenen Feder entstammt, ebenso das verbreitete Wallnersche Taschenliederbuch in über 100 Auflagen. Ferner verlegte er Gräfs Tischler-Journal und baute die Buch- und Steindruckerei zeitgemäß aus. Er starb 1884 und nach kurzem Zwischenraum übernahm 1889 der älteste Sohn Hugo das Geschäft.

(Ergänzung zu Band I)

Bartholomäus, Fr.. Im Jahre 1836 hatte Friedrich Bartholomäus in Erfurt eine Buchdruckerei nebst Verlagsbuchhandlung begründet, nachdem ihm bereits am 18. November 1833 die Konzession zum Betriebe einer Steindruckerei erteilt worden war. Bartholomäus, der ein Jünger der Stahlstichkunst, ein Schüler des berühmten Professors Schwerdtgeburth in Weimar war, hatte es verstanden, seine litographische Anstalt zu hoher Blüte emporzubringen; doch nahm das Geschäft erst nach Begründung der Buchdruckerei und Verlagshandlung einen bedeutenderen Aufschwung, als Bartholomäus eine weitverzweigte und vielseitige Verlagstätigkeit entwickelte.

Neben dem Verlag von geschichtlichen, technischen, belletristischen und populären Schriften richtete Bartholomäus sein Augenmerk hauptsächlich auf die Herausgabe von Zeitschriften. Im Anfang der vierziger Jahre des verflossenen Jahrhunderts faßte er den Plan, eine praktische Modenzeitung herauszugeben; zu diesem Zweck verband er sich mit H. Klemm aus Mühlhausen, B. Voigt in Berlin und H. Diete ebendort, und vom 1. Januar 1845 ab erschien nun in seinem Verlage der »Phönix, Allg. technische Modenzeitung für Herren-Kleidermacher«. Es war dies, abgesehen von[1090] einigen ähnlichen, aber sehr unbedeutenden Unternehmungen, welche in Wien erschienen, das erste deutsche Mode-Journal für Herren-Garderobe. Das Blatt ging, nachdem es in 23 Jahrgängen bei Bartholomäus erschienen war, im Jahre 1868 in den Besitz von Klemm, Müller und Schmidt in Dresden über.

Ferner übernahm Bartholomäus im Jahre 1851 von dem bisherigen Verleger Ernst Schäfer in Leipzig die im Jahre 1800 gegründete belletristische und mit Modekupfern versehene »Zeitung für die elegante Welt«. Die Redaktion derselben lag früher längere Zeit in den Händen von Heinrich Laube, und zu den Mitarbeitern derselben hatten u.a. Schiller, Goethe und Heinrich Heine gehört.

Bartholomäus wandelte die Zeitung in eine Modenzeitung für Damen um und übergab die Redaktion anfänglich Theodor Drobisch und später Wilhelmine von Sydow, verkaufte das Blatt aber am 1. Januar 1855 an Otto Janke in Berlin. Neben diesen beiden Modenzeitungen begründete Bartholomäus noch eine ganze Anzahl verschiedener Journale. So erschienen bei ihm teils nur kurze Zeit, teils viele Jahre hindurch: »Gallerie des Merkwürdigsten aus dem Leben, der Natur und der Kunst«, »Das Vaterland in Wort und Bild. Eine Monatsschrift für gebildete Leser«, das »Magazin für Unterhaltung und Belehrung«, die »Allgemeine Muster-Zeitung und Farbe-Warenkunde für den Färberstand«, das »Neueste allgemeine Journal für Tischler, Bildhauer und Tapezierer. Herausgegeben von A. Gräf«, die »Allgemeine Thüringer Garten-Zeitung« und »Vorwärts, Monatsschrift für Landwirtschaft und Gewerbe«.

Eine bedeutende Erweiterung erfuhr die Verlagshandlung, als Bartholomäus am 1. Januar 1856 von der Witwe des Buchhändlers J. C. Müller mit dem im Jahre 1805 begründeten Sortiment auch den Verlag der W. Müllerschen Buchhandlung käuflich an sich brachte. Einschließlich der hierdurch erworbenen Verlagsartikel umfaßte der Verlagskatalog von Bartholomäus am 1. Juni 1857 bereits 297 Bücher und Schriften, 14 Zeitschriften und eine größere Anzahl von Musikalien, Kunstblättern und Landkarten. Nur kurze Zeit war Bartholomäus im Besitz der W. Müllerschen Sortimentsbuchhandlung, da er dieselbe bald darauf an Hugo Neumann verkaufte, nachdem sein Sohn, Edmund Bartholomäus, die Handlung kurze Zeit geleitet hatte.

Dieser war am 15. März 1836 geboren, hatte den Buchhandel bei C. Luckhardt in Kassel erlernt und dann im Juni 1858 eine Stellung in Paris angenommen, die er jedoch nach einem halben Jahre wieder verließ, um auf den Wunsch seines Vaters im eigenen[1091] Geschäfte tätig zu sein. Später unternahm er eine längere Reise durch Süddeutschland, Oesterreich und Italien; die Eindrücke, die er auf dieser Wanderung empfangen hat, sowie die Erlebnisse in Paris wurden von ihm in einem als Manuskript gedruckten Werkchen: »Aus meinem Wanderbuche« später wiedergegeben. Von der Reise zurückgekehrt, stand Bartholomäus noch ein Jahr lang seinem Vater bei der Arbeit zur Seite, bis ihm dieser dann am 1. Januar 1861 das Geschäft vollständig abtrat. Friedrich Bartholomäus starb am 12. August 1864 im Alter von 56 Jahren. Das erste Unternehmen des jungen Edmund Bartholomäus war die Begründung der seit 1. Januar 1860 erscheinenden »Thüringer Zeitung«, die lange Zeit das bedeutendste politische Blatt Thüringens war. Als vorwiegende Spezialität des Verlages pflegte er die dramatische, dramaturgische und die Festliteratur; doch auch humoristische, populäre und belletristische Publikationen, kunstgeschichtliche und technische Werke, Unterrichtsmaterialien, Jugendschriften und Bilderbücher bilden verschiedene Hauptgruppen des neuesten Verlagsverzeichnisses, wie er auch als eifriger Nimrod die Jagdliteratur mit in den Bereich seiner Verlagsunternehmungen zog. Edmund Bartholomäus starb am 26. Juni 1884.

Quellen: Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel 1886.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 6. Berlin/Eberswalde 1908, S. 1090-1092.
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