Caxton, Wilhelm

[140] Caxton, Wilhelm. Wilhelm Caxton, geb. um 1421 in der Gegend von Kent, wurde mit etwa 16 Jahren einem Seidenkrämer in London in die Lehre gegeben, wo er auch nach der Lehre, bis zum Jahre 1441, verblieb. Als Seidenkrämeragent durchzog er Holland, Seeland und Flandern und wird um 1450 als Kaufmann[140] in Brügge genannt. Auch als königlicher Bevollmächtigter trat er auf, indem er einen Handelsvertrag mit Herzog Philipp von Burgund vermittelte. Die Vermählung der Schwester des Königs Eduard mit dem Sohne des Herzogs Carl von Burgund wurde durch die Gesandtschaft, der Caxton angehörte, vorbereitet. Caxton befand sich in dem Gefolge der Braut, stand mit ihr in litterarischen Beziehungen und hat offenbar in Holland von der neuerfundenen Buchdruckerkunst gehört, um sie später in Köln zu erlernen.

Auf Befehl der Lady Margaretha, Herzogin von Burgund, übersetzte Caxton eine Sammlung der Geschichte von Troja aus dem Französischen des Hofgeistlichen Raoul le Fevre ins Englische. Er begann die Uebersetzung 1468 in Brügge und vollendete sie 1471 in Köln. Caxton selbst druckte sie, er sagt am Schluß des Buches: »Also endige ich dieses Buch, und da mir, indem ich dasselbe geschrieben, meine Feder abgenutzet, meine Hand ermüdet und meine Augen von dem gar zu vielen Sehen auf das weiße Papier verdorben sind, auch das Alter mich täglich mehr überschleichet und den ganzen Körper schwächet, weil ich auch verschiedenen Herren und meinen Freunden versprochen habe, ihnen dieses Buch, so eilfertig als ich könnte, zu überreichen, so habe ich mit großen Kosten und Ausgaben es getrieben und mich geübet, dieses gedachte Buch, auf die Art und Weise, wie ihr es allhier sehen könnet, im Druck zu Stande zu bringen.«

Die »Trojanische Geschichte« ist das erste in englischer Sprache gedruckte Buch, ihm folgte als zweites das von Caxton 1474 gedruckte The Game of Chefs (dem Schachspiele), wovon zwar anscheinend eine kleine Auflage (ohne Jahreszahl) noch in Brügge gedruckt wurde, der Rest aber nach Caxtons 1476 erfolgter Rückkehr nach England, wo er seine Presse im Almosenhause nahe der Westminsterabtei in London aufschlug. Von weiteren Drucken mögen außer seinen ersten datierten »Dictes and Sayings of the Philosophers« 1477, nur noch genannt sein: Thy storye of Reynard etc., Reinecke Fuchs, von ihm selbst aus dem Deutschen bezw. Holländischen übersetzt, 1481; The Book of good Manners: Das Buch der guten Sitten, geschrieben von J. le Graunt, 1487; im Ganzen hat Caxton, der um 1495 starb, 94 Druckwerke hinterlassen. Die von ihm gebrauchten Typen haben viel Aehnlichkeit mit der französischen Kunstschrift der Bâtardetype; zum Gebrauch von Seitenzahlen und Initialen konnte er sich nur spät entschließen, roter Druck und Titelblätter fehlen bei ihm, indessen hat er die aufblühende neuenglische[141] Litteratur wirksam gefördert und sich großes Verdienst als Uebersetzer erworben. Der Roxburghe-Klub setzte ihm 1820 in der St. Margaretskirche ein Denkmal und mehrere litterarische Gesellschaften haben sich seinen Namen beigelegt, so die von 1845-54 bestandene Caxton-Society.

Im Juli 1901 wurde in London bei dem Antiquar Sothebu für das von Caxton selbst übersetzte und gedruckte »Ryall Book« der enorme Preis von 31000 Mark gezahlt, während 1829 für das schöne Spencer-Exemplar nur 1239 Mark erlöst wurden.

Quellen: Lebensbeschreibung des Wilh. C. (o. J.); W. Blades, The life and typography of W. C. 2 Bände, London 1861-63; vergl. auch Centralbl. für Bibliotheksw. 1884 (Ilgenstein) und Mühlbrecht, Bücherliebhaberei, Berlin 1900, Seite 147 (Litteratur).

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 140-142.
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