Carolus, Johann

[139] Carolus, Johann. Johann Carolus, Straßburger Drucker und bekannt als Verleger Fischartscher Schriften erscheint zum erstenmale 1575, in welchem Jahre bei ihm ein Band Vorschriften für Kanzleischriften erschien. 1577 brachte er ein ähnliches »Kanzleibuch hochdeutscher und lateinischer Zier- und Handschriften« heraus. In diesem Jahre tritt Carolus mit Bernhard Jobin (dieser kommt dann als selbständiger Drucker um 1589 vor, Druckersignet eine Imperatorenbüste) auf, später, 1607 mit Anton Bertram. 1611 erschien bei Carolus der »Flöhe Hatz«, 1614 das »philosophische Ehezuchtbüchlein«, 1617 die »Geschichtsklitterung«, sämtlich von Johann[139] Fischart, nebst einer Reihe ähnlicher, schönwissenschaftlicher Schriften anderer Autoren. 1624 verlegte Carolus eine politische Schrift, den »Antimachiavellus d. i. Regentenkunst, wie ein Königreich und Fürstenthum rechtmäßig und ruhsam könne bestellet werden.« Schon vor 1609 muß er eine Zeitung in Straßburg herausgegeben haben; den frühesten Jahrgang dieser ältesten bekannten deutschen Zeitung, den man gefunden hat, ist der von 1609; er befindet sich auf der Universitätsbibliothek in Heidelberg; wahrscheinlich ist, daß diese Zeitung, die bis 1634 unter Carolus Namen erschien, das ganze 17. Jahrhundert bestanden hat. Der Jahrgang 1609 führt den Titel:

Relation:

Aller Fürnem-

men vnd gedenckwürdigen

Historien, so sich hin vnnd wider

in Hoch vnnd Nieder Teutschland, auch

in Frankreich, Italien, Schott vnd Engelland,

Hisspanien, Hungern, Polen, Siebenbürgem,

Wallachey, Moldaw, Türckey etc. Inn

diesem 1609. Jahr verlauffen

vnd zutragen möchte.

Alles auff das trewlichst wie

ich solche bekommen vnd zu wegen

bringen mag, in Truck ver-

fertigen will.

Carolus erscheint als Drucker und Verleger bis zum Jahre 1628, das Geschäft hinterließ er seinem Bruder Moriz Carolus, von dem es auf Johann Carolus und dessen Erben, 1680 auf Johann Joachim C. und 1682 auf Johann Niclaus C. überging. 1688 trat Adolf Gießen als Besitzer auf, 1709 erwarb Johann Pastorius die Druckerei, aus dessen Familie sie 1739 an Johann Heinrich Fritz gelangte und mit dessen Offizin verschmolzen wurde.

Quellen: Opel, Anfänge der deutschen Zeitungspresse, Leipzig 1879.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 139-140.
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