Gaedicke, Johann Christian

[287] Gaedicke, J. Ch. Kommissionsrat Johann Christian Gaedicke war am 14. 12. 1763 in Berlin geboren und seit 1795 mit F. J. Bertuch Besitzer des 1789 gegründeten Industrie-Comptoirs in Weimar. 1799 schied Gaedicke aus und gründete eine eigene Verlagsbuchhandlung unter der Firma Gebrüder Gaedicke; 1804 verlegte er dieselbe nach Berlin.

Gaedicke war selbst schriftstellerisch thätig, namentlich hatte er den Buchhandel zu seinem Studium erkoren. Sein bekanntestes Buch in dieser Beziehung ist »Der Buchhandel von mehreren Seiten betrachtet«, das eine kurze Charakteristik vom Sortiment und Verlag, wie sie sein sollen, entwirft und dessen hervorstechendster Zug die Pflege des Idealen ist. Die erste Auflage (Weimar 1803) erschien in seinem eigenen Verlage, die zweite bei C. H. Henning in Greiz, der den größten Teil des Verlages der Firma Gaedicke übernommen hatte. Von diesem ersucht, die zweite Auflage seines Büchleins neu zu bearbeiten, antwortete Gaedicke in einem ausführlichen Schreiben, das für seine Auffassung vom Buchhandel charakteristisch ist: »ich kann mich am Schlusse meines 69. Jahrs nicht entschließen, für einen Stand noch eine Zeile zu schreiben, den jetzt Jedermann, ohne ihn gelernt zu haben, ergreifen darf, und bei welchem nur der eine Gedanke: man muß sehen, wie man fortkommt! in Ausübung gebracht wird. Was ich im Buchhändler-Wochenblatte etc. dann und wann mitgeteilt habe, weiß ich nicht mehr, und bin zu traurig gestimmt, dies aufzusuchen oder von neuem darüber nachzudenken.«

Von seinen sonstigen vielen Schriften sind noch besonders die 1812 erschienenen »Interessententabellen« zu erwähnen.

Gaedicke starb am 21. 10. 1837; außer an Henning kam ein großer Teil des Verlages an die T. Trautweinsche Buchhandlung in Berlin, von dieser einzelnes nachher an J. Guttentag. Außerdem übernahmen Gaedickesche Verlagsartikel[287] die J. Ebnersche Buchhandlung in Ulm und die Ernstsche Buchhandlung in Quedlinburg.

Quellen: Neuer Nekrolog der Deutschen 1837 (siehe daselbst auch Verzeichnis seiner Schriften).

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 287-288.
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