Dieterich, Johann Christian

[180] Dieterich, Johann, Christian. Johann Christian Dieterich, geb. 1712 in Stendal, anfangs Seidenhändler in Berlin und Gotha, erwarb durch Heirat 1749 die Buchhandlung von Johann Paul Mevius in Gotha und gründete 1760 eine Filiale seines Geschäftes in Göttingen, der er 1770 eine Druckerei anfügte und nach Verkauf seines Gothaer Geschäftes 1776 selbst dorthin übersiedelte.

Dieterich stand in guten Beziehungen zur Universität, was auf die Richtung seines Verlages nicht ohne Einfluß blieb. Die Dichter des Hainbundes, namentlich J. C. Boie und G. A. Bürger, der scharfsinnige Physiker und Satiriker G. Chr. Lichtenberg waren nicht nur seine bedeutendsten Autoren, sondern auch persönliche Freunde. Dazu kam die lange Reihe der Göttinger Professoren vornehmlich die Gebrüder Grimm (Deutsche Grammatik 4 Bde. 1819-37, Deutsche Mythologie 1835, Die deutsche Heldensage 1829), Fr. Bouterwek (Geschichte der neueren Poesie und Beredsamkeit, 1801-19, 12 Bde.), P. A. de Lagarde, Dahlmann, Benecke, Beseler, Herbart, Klinkerfues, Otfr. Müller, Richthofen, Schneidewin u.s.w.

Durch eine große Zahl berühmt gewordener Periodica wurde Dieterichs Verlag bereichert: Göttinger Musenalmanach 1770-1803, Revolutions-Almanach 1793-1804, Abhandlungen der Königlichen Gesellschaften der Wissenschaften zu Göttingen, Göttingische gelehrte Anzeigen, Leutschs philologischer Anzeiger u.a.m.

Von 1800, dem Todesjahr seines Vaters, bis 1824 führte Heinrich Dieterich, geb. 1761 in Göttingen, gest. 1837, das Geschäft fort, um es dann an Hermann Dieterich zu überlassen. 1849 erwarben die Handlung Wilhelm Vogel in Firma F. C. W. Vogel in Leipzig und Friedrich Schlemmer (geb. 1799 in Bayreuth). Das Jahr 1865 brachte die Insolvenzerklärung des Geschäftes, für Rechnung der Gläubiger wurde es vorerst von A. Hoyer fortgeführt, bis es 1886 Lüder Horstmann erwarb und unter der neuen Firma Dieterichsche Universitätsbuchhandlung und Antiquariat fortführte.

Die Verlagsabteilung ging 1897 an Theodor Weicher über, der sie unter der Firma Dieterichsche Verlagsbuchhandlung Th. Weicher nach Leipzig verlegte. Unter seiner Leitung hat sich der alte angesehene Verlag wieder schön entwickelt. Es braucht hier nur an die »Studien zur Geschichte der Theologie und Kirche« von Bonwetsch und Seeberg, Ellenberger, Baum und Dittrich; Handbuch der Anatomie der Tiere für Künstler; Centralblatt für[180] freiwillige Gerichtsbarkeit und Notariat; und ferner an die Werke der Professoren Baumann, König, Krückmann, Stengel, Wurzbachs Bürgerbuch etc. erinnert zu werden.

Quellen: Pierers Universal-Lexikon, Altenburg 1858; über den Verkehr Dieterichs mit Bürger etc., vergl. die interessanten Mitteilungen in »Wurzbach, G. A. Bürger, Leipzig 1900«; vergl. auch »Rudolf Krebs, G. A. Bürger in seinen Beziehungen zum Buchhandel«, in Vossische Zeitung, Sonntagsbeilage S. 373 vom 11. August 1901.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 180-181.
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