Hoffmann, Johann Wilhelm

[482] Hoffmann, J. W. Siegmund Heinrich Hoffmann, Wilhelm Hoffmanns Großvater erwarb 1732 die dem Bibliothekar Bielke in Jena gehörige Filialbuchhandlung in Weimar, nachdem[482] er sie seit 1725 als Faktor geleitet hatte und führte sie unter seinem Namen weiter.

1733 begründete er das Weimarer Wochenblatt unter dem Titel »Avertissement das auf Hochf. gnädigsten Befehl zu Weimar aufgerichtete Intelligenz-Werk, und die daher entstehende wöchentliche Polizei und Commerzien-Gazette oder Zeitung betreffend.«

Sein Nachfolger, Wilhelm Hoffmanns Vater, war Carl Ludolph Hoffmann, nach dessen Tode die Buchhandlung 22 Jahre lang von Geschäftsführern verwaltet wurde.

Der spätere Kommissionsrat Johann Wilhelm Hoffmann, geboren 12. 7. 1777, besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt und trat 1792 als Lehrling in die väterliche Handlung, ging dann zur weiteren Ausbildung nach Zittau und Hamburg und übernahm schließlich das Geschäft des Vaters. Bereits 1802 an der Spitze dieses Geschäfts, das er nur auf ausdrücklichen Wunsch Herzogs Karl August und dessen Mutter, der bekannten Herzogin Anna Amalia, übernahm, war er mit allen Heroen der damaligen Zeit: Schiller, Goethe, Wieland, Schopenhauer, Kanzler Müller, Bertuch, Einsiedel, St. Schütze etc., teils befreundet, teils in täglicher geschäftlicher Verbindung. Sein Fürst, der große Karl August, beehrte ihn mit einem so unbedingten Vertrauen, daß er ausdrücklich den Befehl erließ: »den Hoffmann unangemeldet in sein Arbeitskabinett eintreten zu lassen«, eine Erlaubnis, von der dieser fünfundzwanzig Jahre bis zum Tode des Großherzogs Gebrauch machte, und zwar, wie er mit Stolz hinzusetzte: »nicht in Frack und Schuhen, sondern im langen Rock und Stiefeln«. – In den Jahren 1806 bis 1812 benutzte der deutschgesinnte Fürst, der fortwährend gegen Napoleon konspirierte, den gewissenhaften oft zur Besorgung der geheimsten, aber auch gefährlichsten Korrespondenzen und Aufträge, deren Entdeckung demselben unbedingt das Schicksal seines Kollegen Palm bereitet haben würde.

Auch dem Verlage hat sich Hoffmann eifrig gewidmet und die begonnenen periodischen Unternehmungen zum Teil fortgeführt. Erwähnen wollen wir aus dem Verlag der Hoffmannschen Buchhandlung nur: Allmanach für Scheidekünstler, 50 Jahrgänge; Reisen des Herzogs Bernhard von Weimar nach Amerika, das Kotzebuesche literarische Wochenblatt (später fortgeführt als Blätter für literarische Unterhaltung bei Brockhaus in Leipzig) sowie dessen zwei Reisen und die Welt; das theologische Journal Acta hist. eccl. (1743-1794, über 300 Bände); das oben angeführte Wochenblatt[483] wurde 1831 in die Weimarische Zeitung umgewandelt. In den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatte Hoffmann in Verbindung mit den Gebrüdern Hahn in Hannover den Ankauf der Goetheschen Gesamtwerke für 100000 Thaler kontrahiert, welches Abkommen indes wieder vereitelt wurde.

Quellen: Biedenfeld, Weimar 1841; Gartenlaube 1859.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 482-484.
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