Köbel, Jacob

[556] Köbel, J. Jacob Köbel, Stadtschreiber, Rechenmeister, Mathematiker, Schriftsteller, erster Buchdrucker und Buchhändler in der ehemaligen freien Reichsstadt Oppenheim a. Rhein stammte aus Heidelberg, wo seine dort angesessene Familie 1428 zum erstenmal urkundlich erwähnt wird. Er wurde um 1460 als Sohn eines sehr vermögenden Graveurs geboren und war bestimmt, die Rechte zu studieren. 1480 wurde er in die Stammrolle der Heidelberger Hochschule eingetragen und erscheint elf Jahre später als Baccalaureus der Rechte. Zu Heidelberg im Haus »zur Schleiereule« begründete er alsdann eine Buchdruckerei, als deren erstes[556] Erzeugnis die Mensa philosophica 1489 gilt. Aus dem Jahre 1492 stammt der Druck eines deutschen Tischzuchtbüchleins, dessen Schluß besagt:

»Zu heydelberg getruckt und erdicht

tausend vierhundert XCII zelt man da,

subocaJ leböK bin ich genant,

die wörter less gegen der lincken Hant

wirstu gewar in kurtzer frist

wer diss buchs ein anheber ist.«

Köbels letzter Heidelberger Druck stammt aus dem Jahre 1494; es ist ein Volksbuch »Der fuspfadt tzu der ewigen seligkeit«, das auch seine Druckermarke – eine Schleiereule, die auf den Ranken einer Passionsblume sitzt – enthält (vergl. hierzu Artikel Knoblochtzer).

1495 kam Köbel nach Oppenheim als Stadtschreiber, wo er seine Amtswohnung im dortigen Rathause hatte, die Ratsweinwirtschaft betrieb und auch amtlicher Feldmesser war. Aus dem Jahre 1503 stammt sein erster Oppenheimer Druck, ein Kalender mit seinem Wappen und Namen. Köbel druckte u. a. in Oppenheim noch: Eine zierliche Rede vnd Vermanung an den großen Karolo, 1519, mit einer Vorrede Köbels an Ulrich von Hutten; populairer Kalender (Leykalender) mit Holzschnitten, 1512; populäre Anweisungen zum Rechnen und Feldmessen als: Das Rechenbüchlein, 1518; die Geometrie oder Feldmeßkunst, 1522; das Visirbuch, 1515; der Jakobsstab, die Sonnenuhr in der Hand zu machen; der Bauernkompaß – das von den Bibliophilen vielbewunderte Calendarium magnum Romanum des Astronomen Joh. Stöfler in Tübingen; 1528 erschien bei ihm in des Seb. Münsters Schrift »Erklerung des newen Instruments der Sunnen«, die nachweislich erste Karte des Odenwalds und der Bergstraße in Holzschnitt; endlich soll er auch Steinhöfels Chronik bis auf Karl V. fortgeführt haben. Köbel stand als Bücherillustrator auf der Höhe seiner Zeit, wie seine 1524 gedruckte »Legende des heiligen Rupert« beweist. Er beschäftigte bedeutende Meister damaliger Zeit, wie H. Burgkmair u. a., und stand mit einem auserwählten Kreis von Humanisten in Beziehungen. Als Druckersignet kommen neben dem genannten noch vor: eine Eule mit einer danebensitzenden schwäbischen Jungfrau mit einigen unentzifferten Buchstaben auf einem darüber befindlichen Schriftzettel; ferner zeigt ein zweites Signet Köbel mit seiner ganzen Portraitfigur. Köbel machte Oppenheim zu einem hervorragenden Sitz der Wissenschaft und typographischer Leistung, zum Mittelpunkt[557] eines regen litterarischen Lebens und künstlerischer Buchillustration. Sein Korrektor in der Druckerei war der gelehrte Oppenheimer Lehrer Peter Günther. Köbels Arbeiten sind meist typographisch korrekt. Auf dem Gebiete der Buchillustration bediente er sich französischer und italienischer Vorbilder, ließ die Spätgotik beiseite und wandte sich der Renaissance zu. Köbel starb am 31. 1. 1533, nachdem er bis 1532 seine Druckerei betrieben hatte. Köbels Schwiegersohn war Peter Jordan in Mainz.

Quellen: Lempertz, Bilderhefte 1856, V; die Buchdruckerei des J. K. von Archivar Roth im Beiheft IV des Centralblattes für Bibliothekswesen (vergl. auch Zeitschrift für Bücherfreunde, II. Bd. Heft 8); Neues Archiv für Geschichte der Stadt Heidelberg, 1900.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 556-558.
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