Roth, Emil

[833] Roth, E. Die Verlagsbuchhandlung Emil Roth in Gießen wurde 1822 durch B. C. Ferber zunächst als Sortimentsbuchhandlung gegründet. Nach Ferbers 1844 erfolgtem Tode trat dessen Witwe 1846 in eheliche Verbindung mit Emil Roth aus Weißenburg a. Sand in Bayern. Dieser führte das Geschäft unter der Firma »Ferbersche Universitätsbuchhandlung (Emil Roth)« weiter. Durch den Anfang 1860 erworbenen Verlag von Alexander Pabst und Carl Wilhelm Leske in Darmstadt lenkte er in den Uebergang seines Sortiments zum Verlagsgeschäft ein. Einen ferneren erweiterten Aufschwung erfuhr die Geschäftsfirma durch ihre in den 1860er Jahren vollzogene Verbindung mit zwei Gelehrten von bedeutendem Ruf, nämlich mit den Professoren Jac. Moleschott und Geh. Justizrat Professor Dr. v. Schulte in Bonn, deren Werke in jener Zeit ein berechtigtes Ansehen genossen. Bis zum Jahre 1864 führte Roth das Doppelgeschäft weiter; von da ab übertrug er das Sortiment seinem Stiefsohn Wilhelm Ferber in Gießen, während die Verlagsbuchhandlung von ihm unter seinem Namen weitergeführt und immer vielseitiger ausgebaut wurde. Als Roth 1876 aus dem Leben schied, war seine Firma im Verlagsbuchhandel weit über die Grenzen des Großherzogtums Hessen hinaus zu rühmlichem Ansehen und hervorragender Bedeutung gelangt.

Am 15. Juli 1876 übernahm Otto Roth die Firma des Vaters.

Er trat alsbald mit praktischen hessischen Volksschulmännern in Verbindung, um den Plan zu entwerfen zu einem dem amtlichen Lehrplan entsprechenden Lesebuch, welches die Verfasser mit dem Erscheinen einer »Hessischen Fibel« einleiteten. Diese liegt heute in der 39. Auflage, deren jede in 10000 Exemplaren erschien, vor. Hieran reihte sich in aufsteigender Folge das »Hessische Lesebuch«, welches in 4 Ausgaben in einer Reihe von Auflagen in fast allen Schulen des Großherzogtums in Gebrauch genommen ist.

Einen gleich glücklichen Griff tat Roth mit der gründlichen Umarbeitung des schon von dem Gründer des Verlagsgeschäfts erworbenen[833] »Niepothschen Rechenbuches«, welches bereits in 19. resp. 25. Auflage in 2 Ausgaben erschienen ist.

Auch in der Kartographie hat der Rothsche Verlag in der jüngsten Zeit große Ausdehnung gewonnen und besonders in den Schulwandkarten des Prof. Wamser, in den Handkarten, Kreiskarten, Stadtplänen und Umgebungs- und Touristenkarten desselben Autors hervorragende kartographische Leistungen geschaffen, so daß die Verlagsbuchhandlung fast sämtliche Unterrichtsgegenstände, welche das hessische Volksschulgesetz vorschreibt, in vorzüglicher Weise pflegt und mit Recht auf den Namen eines »hessischen« Schulbuchverlags Anspruch machen darf.

Der Verlagskatalog weist aber auch eine stattliche Reihe von Verlagswerken auf, die sich in den Dienst der Pflege und der Erhaltung der Gefühle für Heimat und Vaterland stellen. Jurisprudenz, Medizin und Naturwissenschaft werden vom Verlage eifrigst gepflegt. Die in der ganzen Welt bekannten »Fuchsbergerschen Entscheidungen« sowie die rechtswissenschaftlichen Werke des berühmten Universitätsprofessors Geh. Justizrat Gareis, die Lehrbücher des Kirchenrechtslehres von Schulte und in neuerer Zeit die Veröffentlichungen des bekannten Nationalökonomen Prof. Dr. Biermer sind besonders hervorzuheben. Ferner auf dem Gebiet der Medizin und Naturwissenschaft die Werke eines Moleschott, Ludwig Büchner, Eckhard und Kehrer.

Neben der Wissenschaft ist auch die schöne Literatur nicht zu kurz gekommen, wie die Gedichte des Waldpfarrers Knodt, das Goethebrevier des Prof. Heinemann, Schlägers Schillerworte, die vaterländischen Romane von Bechtolsheimer, Becker, Buxbaum und Francke zur Genüge dartun. In den deutschen Familien ist der Verlag von Emil Roth wegen seiner Jugendschriften gern gesehen. Ein junger, aber gut gepflegter Zweig des Verlages, welcher der persönlichen Vorliebe des Besitzers entsprang, ist der bereits 10 Nummern umfassende Führerverlag »Roths illustrierte Führer«, dem sich die dem Verlag zugefügte Odenwaldgruppe in charakteristischer Weise anschließt.

1902 erwarb Otto Roth die bereits im 24. Jahrgange stehende »Hessische Feuerwehrzeitung« und vereinigte sich mit dem Buchdruckereibesitzer Kindt zur Weiterführung derselben.

1904 gliederte der Besitzer seinem Verlage die »Hessische Lehrmittelanstalt« (Emil Roth) an. Dieselbe umfaßt jetzt 12 Ausstellungsräume für eine permanente Lehrmittel-Ausstellung und darf sich in ihrem Aufbau und ihrer Ausstattung den bedeutendsten Lehrmittelanstalten Deutschlands an die Seite stellen.

Quellen: Verlagskatalog 1876, 1896, 1906.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 833-834.
Lizenz:
Faksimiles:
833 | 834