Kranzleiste

[607] Kranzleiste. (Baukunst)

Ein großes wesentliches Glied an dem Kranz eines Gebäudes, welches in der ersten Figur des vorhergehenden Artikels mit 5 bezeichnet ist. Seine untere Fläche wird das Kinn genannt, und ist etwas ausgekehlt, wie in der Figur zu sehen ist, damit das Wasser abtrüpfe. Dieses Glied wird insgemein ganz glatt gemacht: doch findet man es bisweilen, wie die Säulen, mit Krinnen ausgehölt, wie an dem Porticus des Tempels des M. Aurel. Antoninus und der Faustina in Rom, und an dem Gebälke über den drey Säulen die daselbst im Campo vaccino stehen.

Von dem Abtropfen des Wassers, welches durch dieses Glied hauptsächlich soll befördert werden, hat es vermuthlich den französischen Namen Larmier bekommen; und eben daher ist die Gewohnheit entstanden, an dem Kinn der Kranzleisten in der dorischen Ordnung Zierrathen anzubringen, die man Wassertropfen nennt.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 607.
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