Termen

Termen. (Baukunst. Bildhauerkunst)

Könnten eigentlich Bildsäulen genennt werden; weil sie halb Bilder und halb Säulen sind. Es sind Werke deren obere Hälfte die menschliche Gestalt bis auf den halben Leib vorstellt, die untere aber in einen vierekigten sich gegen das untere End verschmählernden Pfeiler ausläuft.

In der Baukunst werden sie anstatt der Säulen oder Pfeiler zu Tragung der Gebälke angebracht. In Gärten aber werden sie frey, anstatt der Statüen hingesezt.

Die Termen scheinen die ältesten Statuen zu seyn. Man weiß, daß einige alte Völker blos unförmliche Steine, als Bilder der Götter verehrt haben. Nachdem die Bildhauerey aufgekommen war, wurden Steine aufgerichtet, deren oberstes Ende, so gut es die noch rohe Kunst vermochte, nach der Gestalt des menschlichen Hauptes ausgehauen ward, um sie von andern gemeinen Steinen zu unterscheiden. Vielleicht aber haben die Gränzsteine, die bey allen Völkern für etwas heiliges und unverlezliches gehalten werden, zuerst diesen Einfall veranlasset. Es mag einem eingefallen seyn, diese Steine um sie von andern, die der Zufall auf Feldern aufgestellt, zu unterscheiden, oben etwas abzurunden, und etwa Nase, Augen, und Mund darauf anzuzeigen, damit der Gränzstein zu einem Bilde des Gottes würde, der die Verlezung der Gränzen rächet. Dieser Einfall hat hernach Gelegenheit gegeben, daß überhaupt alle Gränzsteine so bezeichnet worden. Endlich aber ist, wie es mit so viel andern Dingen gegangen, eine besondere Zierrath erst in den Gärten, hernach so gar an Gebäuden, aus diesen Gränzsteinen gemacht worden.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774.
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