Tonica

[1164] Tonica. (Musik)

Mit diesem Wort wird der Grundton der diatonischen Tonleiter angedeutet, der in jedem Saz eines Stüks der Hauptton ist, in welchem der Gesang und die Harmonie fortgehen, und den Saz schließen. Die Tonica ist daher von dem eigentlichen Hauptton darinn unterschieden, daß sie mit jeder Ausweichung ihren Plaz verändert, da dieser hingegen durchs ganze Stük derselbe bleibt.1 Doch wird sie auch in der Bedeutung des Haupttones genommen, wenn man sagt, der erste Theil eines Stüks habe in der Dominante geschlossen.

[1164] Der fünfte Ton der Tonica ist die Dominante. Beyde Töne haben ihre eigene Accorde, die in der Harmonie Hauptaccorde und von dem größten Gebrauch sind. Der Accord der Tonica ist allezeit der vollkommene Dreyklang, und unter den Dominantenaccord verstehet man den wesentlichen Septimenaccord. Keine Ausweichung, und kein vollkommener Schluß kann ohne diese beyden Accorde bewerkstelliget werden2. Weil der Accord der Tonica aber, wenn der Fundamentalton im Baß angegeben wird, von beruhigender Würkung ist, so muß man ihn in der Mitte eines Sazes nur in seinen Verwechslungen hören lassen, oder wenigstens vermeiden, daß die Tonica nicht auch zugleich in der Oberstimme angegeben werde, damit die Ruhe nicht vor der Zeit gefühlt, und die Aufmerksamkeit unterbrochen werde.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 1164-1165.
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