Wiederholung

[1269] Wiederholung. (Redende Künste)

Eine Figur der Rede, die darin besteht, daß in einem Saz ein Wort, oder ein Gedanken des grössern Nachdruks halber wiederholt wird. Wir müssen, sagt Cicero, die Sache mit diesem Mann durch Krieg ausmachen; ja durch Krieg, und zwar ohne Verzug.1 Diese Wiederholung hat hier die Würkung einer zuversichtlichen Behauptung; als wenn der Redner dadurch einen Einwurf blos durch nochmalige Behauptung, wiederlegt hätte. Die wenigen Worte sagen eben so viel, als diese. Durch Krieg – Ich übereile mich nicht; ich weiß was ich sage; so hizig es scheinen möchte, es bleibt uns kein ander Mittel übrig.

In starken Leidenschaften, wo man mit Heftigkeit etwas wünschet, oder verabscheuhet, ist die Wiederholung sehr natürlich. Weg, weg damit! ist eine sehr gewöhnliche Formel derer, die etwas lebhaft verabscheuhen. Von ausnehmenden Nachdruk ist die Wiederholung in folgender Erzählung von der Niobe:


Ultima restabat, quam toto corpore mater,

Tota veste tegens: unam minimamque relinque;

De multis minimam posco, clamavit et unam.


Wenn in dem Vortrag bey der Wiederholung auch die Stimme stärker, oder affektreicher wird, so kann sie große Würkung thun.

Aber eben deswegen muß diese Figur sehr sparsam und nur da gebraucht werden, wo der Affekt am höchsten gestiegen ist.

Es giebt noch andere Arten der Wiederholung, die auch andre Würkung thun; sie scheinen uns aber nicht wichtig genug, daß wir sie hier anzeigen sollten.2

1Cum hoc P. C. bello, bello inquam decertandum est, idque confestim. Philip. V. 12.
2S. Quint. Instit. L. IX. c. 3. §. 28 seq.
Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 1269.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika