Sirenen

Fig. 279: Sirenen
Fig. 279: Sirenen

[415] Sirenen, (Gr. M.), mythische Wesen, die zuerst in der Odyssee vorkommen, wo sie auf einer Insel des Westmeers hausen; hier singen sie so bezaubernd, dass die Vorüberfahrenden, Weib, Kind, Freunde und Heimath vergessend, sich von ihnen anlocken lassen und durch Schiffbruch umkommen, wesshalb die Ufer der Insel mit gebleichten Gebeinen bedeckt sind. Ulysses verstopfte daher vor der Annäherung seinen Leuten die Ohren mit Wachs, sich selbst aber liess er an den Mast festbinden, und so kam sein Schiff unbeschädigt vorüber. Auch die Argonauten kamen glücklich vorbei, weil ihnen Orpheus ein noch schöneres Lied, als das der S., sang. Nach Homer vermanchfaltigen sich die Angaben über die S.; man nannte sie Kinder des Phorcys oder des Achelous, und der Sterope oder einer Muse, oder der Erde, gab ihnen Flügel, oder eine Mischgestalt aus Mensch und Fisch, oder aus Mensch und Vogel, wesshalb sie auch mit den Harpyien verwechselt wurden. Homer kennt, ihrer zwei, ohne sie zu nennen; sein Erklärer Eusthatius nennt sie Aglaopheme (Glanzstimme) und Thelxiepea (Zaubergesang); später nahm man drei an, Pisinoë, Aglaopheme und Thelxiepea, oder Parthenope, Ligea und Leucosia. Als man ihren Wohnsitz geographisch bestimmen wollte, setzte man sie bald auf das sicilische Vorgebirge Pelorum, bald auf die Insel Capreä, die sirenusischen Inseln, die Insel Anthemusa; bald an die Küste von Parthenope (das spätere Neapel), welche Stadt von der S. Parthenope benannt sein sollte und ihr Grabmal zeigte. Auf unserm Bilde sehen wir nach einem geschnittenen Stein eine geflügelte Sirene, mit Krallen an den Füssen, ein zweihenkliges Gefäss haltend.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 415.
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