Sirenen (Mythologie)

[262] Sirenen (Mythologie), Töchter der Melpomene oder Terpsichore, holden Gesanges kundige Meerjungfrauen, deren wonnig-schöne Gestalt sich in einen Fischleib endete. Mit unwiderstehlichem Gesang lockten sie die Schifffahrer an, die, Alles vergessend, in ihre Umarmung eilten, bald aber zerstückt und verspeist wurden. Zu dieser Grausamkeit hatte Ceres sie verwünscht, weil sie, die Gespielinnen Persephone's (Proserpina's), diese ohne Widersetzlichkeit entführen ließen Sie[262] sollten so lange leben, bis Jemand ungerührt und unangezogen durch ihren Gesang vorübersegeln werde. Dieß Wort erfüllte sich, als Orpheus mit den Argonauten kam, der sie im Gesange übertraf, worauf sie sich in's Meer stürzten und in Felsen verwandelt wurden. Ihr Name und Begriff wurde und wird noch allegorisch als Bild sinnlicher Verlockung gebraucht, und etwas von ihrer verderblichen Eigenschaft, so wie von ihrer Gestalt, ging auf die Nixen der deutschen Sage über.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 262-263.
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