Gerber

1. Bei den Gerbern sind alle Ochsen Kühe und in der Fleischbank alle Kühe Ochsen.

Man ist nirgends vor Betrug sicher; alles Kuhfleisch soll Ochsenfleisch sein. Man gibt gern die Waaren für besser aus, als sie sind.


[1562] 2. Der Gerber zeucht dem Schuster den Rock auss.Henisch, 1507, 44.


3. Ein Gerber kennt die Häute.

Frz.: Marchand d'ognons se connaît en ciboules. (Lendroy, 437.)


4. Man darf dem Gerber das Leder nicht stehlen, um den Armen Schuhe daraus zu machen.Simrock, 3426.


5. Wer bei einem Gerber gewesen, riecht den ganzen Tag danach.


6. Wer den Gerber einen schäbigen Mann (Kerl) nennt, schimpft ihn nicht. (Schwaben.) – Eiselein, 226; Körte, 2030; Simrock, 3425.

Denn er lebt ja vom Schaben der Felle.


7. Wo Gerber und Metzger sind, heisst es: Brot her, Brot her.Kirchhofer, 352.

*8. Dem Gerber stiehlt er 's Leder und macht den Armen Schuhe daraus.

Lat.: Alium spoliat, ut alium ditet. (Binder I, 40; II, 131; Philippi, I, 21; Seybold, 20.)


[Zusätze und Ergänzungen]

9. Der Gerber meint, die Eichbäume wüchsen nur der Rinde wegen.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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