Gezeichnete

Den Gezeichneten muss man aus dem Wege gehen. (S. Hüten.)

Unter »Gezeichneten« versteht das Sprichwort solche Personen, die mit einem gewissen in die Sinne fallenden körperlichen Gebrechen behaftet sind oder in ihrer Gesichtsbildung etwas Ungewöhnliches besitzen. Der Volksglaube nimmt an, dass Personen, die von der Natur nicht normal gebildet sind, nicht zu trauen sei; und dergleichen physiognomische Sprichwörter, welche Mistrauen gegen Personen empfehlen, die mit einem Höcker versehen sind, die hinken oder schielen, die eine spitze Nase oder ein spitzes Kinn, rothes Haar oder zusammengewachsene Augenbrauen haben, krummnasig, kahlköpfig u.s.w. sind, finden sich wol bei den meisten Völkern. So sagen die Czechen: Ein jeder Schelm hat seine Zeichen. Nicht umsonst bist du als Schieler (Buckeliger, Hinker u.s.w.) geboren. Hüte dich vor dem Rothhaar und dem Schieler. Ein Rothhaar ist selten gut. Wer zusammengewachsene Augenbrauen hat, hat (meist) berufenen (Zauber-)Blick. Spitznäschen macht gern Zänkereien. Ein hinkender Teufel ist der schlimmste. Wenn du etwas Gutes wärest, so hättest du keinen krummen Rücken. (Vgl. Čelakovský, 271.)

Holl.: Wacht u voor de geteekenden. (Harrebomée, I, 232.)

Ung.: A billeges orczának ne higy. (Gaal, 729.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 1684.
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