Kinn

1. Ein glattes Kinn ist den Weibern lieber als ein glatter Kopf.Kotzebue, Gedanke (Berlin 1819), S. 4.

Dieser Behauptung widersprechen andere Sprichwörter.


2. Im spitzen Kinn sitt de Düwel in.Dähnert, 227b.


3. Jeder schürt (putzt) sein eigen Kinn.

Böhm.: Každý svou bradu hladí. (Čelakovsky, 57.)

Kroat.: Vsaki svoju bradu gladi. (Čelakovsky, 57.)


4. Spitzes Kinn, böser Sinn.Eisenhart, VI, 2, 16; Pistor., I, 51; Simrock, 5661; Körte, 3401; Braun, I, 1848.

»Spitze Nase un spitz Kinn, dar sitt de Düfel in.« (Richey, 116.) Gehört zu den physiognomischen Sprichwörtern, die so wenig zuverlässig sind, wie es zur Zeit die Physiognomik und Schädellehre ist. (S. Bart 36-39, Haar 90-107 u. Hüten 33.)

Böhm.: Brada jak u proroka, a ctnosṫ jako u drába. (Čelakovsky, 41.) – Bradička apoštolska, a fousky ḋabelské.

Poln.: Broda jak a proroka, a cnota jak u draba. (Čelakovsky, 41.)


5. Unter einem kahlen Kinn steckt selten Witz und Sinn.Simplic., I, 301.


6. Vnter (über?) einem kahlen Kinn wechset selten grosser Verstand.Herberger, I, 814.


*7. Er hat ein spitzes Kinn.

Frz.: C'est un menton de galoche. (Lendroy, 807.)


*8. Up 'n Kinn holen (halten).Richey, 116.

D.h. saufen. He holt (hält) gern up'n Kinn, er ist dem Soff ergeben.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 1334.
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