Handkuss

* Zum Handkuss kommen.Eiselein, 279; Braun, I, 1102.

Der Handkuss führt in die alte Geschichte zurück. Wenn die alten Indier die Sonne anbeteten, hielten sie stets zugleich die Hand an den Mund. Die Griechen, welche nicht vermögend genug waren, den Göttern kostbare Opfer zu bringen, küssten nach Lucian deren Statuen und sich selbst die Hand. Wenn die Römer bei einer Bildsäule vorübergingen, küssten sie ihr die Hand. Dasselbe thaten bei ihnen Untergebene in Bezug auf ihre Vorgesetzten. Als Cato seine Befehlshaberstelle niederlegte, küssten ihm sämmtliche Soldaten die Hand. Die römischen Kaiser liessen sich von den Grossen die Hand küssen. Personen niedern Standes berührten, auf die Knie gebückt, mit der rechten Hand des Kaisers Kleid am Saume und führten diese Hand darauf zum Munde. Nach Einführung des Christenthums eigneten sich die hohen Geistlichen den Handkuss als Ehrenbezeigung zu. Aber es genügte ihrer bekannten Demuth nicht lange. Leo V. verwandelte die am römischen Hofe übliche Etikette des Handkusses in den – Pantoffelkuss.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 334.
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