Kanne

1. Alle Kannen und Kübel sind hohl.

Von dem, was keinem Zweifel unterliegt, was gewiss und allbekannt ist.


2. Aus der Kanne des Corporals ist nicht gut trinken. (Schwed.)

Aehnlich: Mit grossen Herren ist nicht gut Kirschen essen.


3. De Kann' geht esu lang zur Bâch, bes se brich der Hals udder der Krag. (Bedburg.)


4. De Kann' geit so lang to Wata, bett se det Oeha valert. (Natangen.) – Frischbier2, 1875.


[1129] 5. Die Kannen müssen getragen werden, sagte der Böttcher, als ihn die Frau fragte, ob sie liefen.

Die Frau wollte wissen, ob sie auch dicht wären, d.h. Wasser hielten; sie fragte: Laufen die Kannen? Worauf der Böttcher antwortete: Nein, sie laufen nicht, sie müssen getragen werden.


6. Kann' und Kantor (s.d. 7) reimen sich.


7. Kannen glück, bauchs vnglück.Petri, II, 8; Henisch, 209, 1.


8. Man soll nicht aus einer Kanne trinken und nach einer andern schielen.


9. Nur noch eine Kanne, schreit der Mönch, wenn am Jüngsten Tage die Posaune zum dritten mal bläst.Klosterspiegel, 77, 7.


10. Sieh nicht auf die Kanne, sondern auf das, was darin ist.


11. Wem die Kanne fehlt, der muss mit den Händen schöpfen.


12. Wenn die Kanne voll, so läuft sie über.

Holl.: De volle kan loopt over. – De volle kan zwijgt niet. (Harrebomée, I, 378b.)


13. Wer da letzt ut dei Kann' drinken will, den föllt dei Deck'l up dei Schnut (Schnauze). (Mecklenburg.) – Firmenich, I, 73, 8; Mussäus, 122, 24; für Oldenburg: Goldschmidt, 158.

Warnung vor Unmässigkeit.


14. Wie 't önderste üt de Kann drinkt, fellt den Deck'l op de Nöös. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 23.


*15. Er hat in die Kanne geguckt.


*16. Er lässt die Kanne nicht lange leer stehen.


*17. Sett de Kann' weg on drink ut em Krôs. Frischbier2, 1876; Dähnert, 217a.

Scherzweise, wenn jemand etwas thun soll und sagt: Ick kann nich.


*18. Sett de Kannen vun der Hand und do 't mit 'n Händen.Eichwald, 942.


[Zusätze und Ergänzungen]

19. Die Kanne macht einen bald zum armen Manne.

Dän.: Kand snart gjøre en fattig mand til intet. (Prov. dan., 327.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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