Kauz

1. Das ist ein närrischer Kauz, der nüchtern auf Einem Bein hüpft.

Lat.: Nemo saltat sobrius, nisi forte insanit. (Cicero.) (Philippi, II, 16.)


2. Wer nit kauzen (Habicht) hat, der muss mit eulen beyssen.Franck, II, 103b, 114a u. 124b; Eyering, III, 408; Petri, II, 741; Gruter, I, 74 u. 81; Henisch, 832, 5; Eiselein, 365; Simrock, 5345.

Frz.: Il faut faire la manche selon le bras.

It.: Se non puoi portar la seta, porta la lana.

Lat.: Mola salsa litant, qui thura non habent. – Ut quimus, ajunt, quando ut volumus non licet. (Terenz.) (Seybold, 660.)


*3. Da sitzt der Kauz.

»Da sitzt der Kautz zu Rom mit seinem Gaukelsack und locket alle Welt zu sich.« (Luther's Werke, VIII, 339.)


*4. Den Kautzen streichen.Franck, II, 11b; Sutor, 925.

Fuchsschwänzen, schmeicheln. (S. Eiter 2 und Hengst 26.) Eine im 15. bis 17. Jahrhundert sehr gebrauchte, aber schwer zu erklärende Redensart. Die niederdeutsche Uebersetzung des Narrenschiff versteht unter Kauzen bestimmt den Vogel: »De de Kutzken afte ulen (Eulen) striken kan.« Auch Murner denkt an den Vogel selbst, dem man die Federn viel mehr gegen den Strich streicht. Es ist also eigentlich entweder vom Streicheln des Kauzes gesagt, den sich ein Gönner zum Vogelfang hielt und den ein Schmarotzer liebkost, um sich bei jenem einzuschmeicheln, oder gleich vom Vogler selbst, der seinen Kauz streichelt, liebkosend, begütigend. So versteht man auch die gleichbedeutende Redensart: Den falben Hengst streichen, wol am besten ursprünglich vom Reiter; die Blume streichen, d.i. die Stirn des Rosses mit weissem Fleck (s. Blume 53), den Falken streichen, vom Falkner. (Vgl. Grimm, V, 369.) »Mancher durch liegen wirt ein Herr, wenn er den Kautzen streichen kann vnd mit dem falben Hengst vmbgahn.« (Brandt, Narrenschiff, in Kloster, I, 751.)


[1231] *5. Einem reichen Kauz den Stein schneiden.

Bei ihm diebischerweise einbrechen und ihm sein Haus bestehlen; so sagt Grimmelshausen (Vogelnest, II): »Dass sie die morgige Nacht einem reichen Kautz einfahren und den Stein schneiden.«

*6. Er ist ein Kauz und Brummel, so fein versteht er den Rummel.


*7. Es ist ein guter (gelehrter, närrischer, rechter) Kauz.


*8. Es ist ihm nicht gut den Kauzen streichen. Eiselein, 365.

Lat.: Cui male si palpere, recalcitrat undique tutus. (Eiselein, 365.)


*9. Es muss auch solche Käuze geben.Faust; Büchmann, 49; Reinsberg IV, 720.


*10. Es wird ein gelehrter Kautz werden, wenn er under die Stossvögel kompt.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 269; Simrock, 5546a; Körte, 3334.


*11. Käuze nach Athen tragen.Goethe, 44, 212.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 1231-1232.
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