Kehricht

1. Der Kehricht aus dem Hause gehört nicht auf die Gasse.

Die Vorgänge in der Familie, die Reibungen, Zwistigkeiten u.s.w. in derselben sollen im Hause bleiben und nicht an die Oeffentlichkeit gebracht werden.

Böhm.: Smetí z domu na ulici nevynášej. (Čelakovsky, 82.)


*2. Es ist nicht alles Kehricht, was unter dem Besen liegt.Sprichwörtergarten, 62.

Nicht jeder Mensch, den die Ungunst, des Geschicks in der Niedrigkeit, vielleicht in einer ungeachteten Stellung liess, ist deshalb ein der Verachtung werther. Das Bessere ist oft da, wo man es am wenigsten sucht.


3. Fort mit dem Kehricht aus der Stube und fort mit dem Mädchen aus dem Hause. (Finn.)


4. Im Kehricht findet man, was man hat in die Stube gethan.Eyering, I, 89.


5. Was man im Kehricht findet, das kann man sich behalten.

Eine etwas freisinnige Ansicht vom Eigenthumsrecht, wenn man es buchstäblich nehmen wollte. In Schlesien wird es oft von den auskehrenden Personen im Scherz auf liebe Personen angewandt, die eben in die Stube kommen, wenn, oder da stehen, wo gekehrt wird.


6. Wer ins Kehricht kommt, bestaubt.


7. Wo Kehricht liegt, kommt Kehricht hin.

Böhm.: Kde jednou smetíštĕ, lidé ještĕ víc naházejí. (Čelakovsky, 106.)


*8. Es wird sich im Kehricht finden.


*9. Etwas ins Kehricht werffen.Luther's Tischr., 447a.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 1236.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika