Stube

1. Aus der Stuben ist gut tüdigen.Lehmann, II, 32, 66.


2. Aus einer leeren Stube ist nichts zu nehmen.


3. Bist du zur Stuben eingegangen, so falle zum Fenster hinauss.Gruter, III, 11; Lehmann, II, 52, 54.


4. Der Stube Gewittern macht die Gedärme im Bauche zittern.

Von dem Keifen der Hausfrau.


5. Di Stub'm verliert nex. (S. Haus 50.) (Koburg.) – Frommann, II, 414, 81.


6. Die Stube kalt, das Bier warm, das ist ein Wirt, das Gott erbarm.Petri, II, 144; Henisch, 373, 62.


7. Die wärmsten Stuben werden kalt, die schönsten Mädchen werden alt. (Köthen.)


8. Eine Stube ohne Tisch, ein Teich ohne Fisch; ein Thurm ohne Glocken, eine Suppe ohne Brocken; ein Schiff ohne Ruder, eine Zech' ohne Bruder; ein Schreiber ohne Feder, ein Schuster ohne Leder; ein Bauer ohne Pflug, ein Hafner ohne Krug; ein Soldat ohne Gewehr, ein Mensch ohne Lehr' sind alle nicht weit her.Parömiakon, 1775.


9. Ein offne Stub halt wenig Hitz.Sutor, 209.

»Wer redet viel, hat wenig Witz


[926] 10. In seiner Stube ist jeder ein Held.

Es gibt Leute, welche in der Stube Muth, Kraft, Verstand und Gegenwart des Geistes genug haben, aber in der Handlung des Lebens, wenn sie ihrem Gegner gegenüberstehen, schlechterdings nicht zu gebrauchen sind.


11. Kleyb stuben Kalixti, hayss wol natalis Christi, ysz Lämpraten Blasy, vnd Häring oculi mei, setz pflanzen uxti, haw das kraut Colomani, trag Sperber sixti, vach wachtel Bartholomei, see koren Egidy, habern, gersten Benedicti, grab ruben adipe, Sewd kraut vidi dominice, heb an Martini, trinck wein per circulum anni.Hätzlerin, LXVIII, 2.


12. Man kann in seiner Stube ein Bein (Hals und Bein) brechen.

Die Russen: Der Krug kann ganz bleiben, wenn du ihn vom Dache wirfst, und zerbrechen, wenn er vom Tische fällt. (Altmann VI, 131.)


13. Man soll sich nicht mitten in die Stube, nicht hinter die Thür, nicht in die Treppe setzen, man mag spinnen oder (Garn) winden. Schmitz, 194, 159.


14. Offt lest sich ein klein stub mit einem Scheidt nicht erwermen.Lehmann, 401, 53.

Von einer Frau, die durch die Liebe Eines Mannes nicht befriedigt wird.


15. We d' Stuba nid g'wüscht isch, mûes mi d's Mûl hüeta. (Bern.) – Zyro, 66.

Bevor man spricht, soll man wissen, wer zuhört, damit man nicht Aergerniss gibt oder Nachtheile herbeiführt.


16. Wer in die Stub pfercht (hofirt) vnd ders ausskehrt, werden gemeinlich gleich belohnt. Lehmann, 74, 53; Pistor., X, 46; Eiselein, 316.

»Ist der Haussknecht sprichwort.«


17. Wer in die Stube hofiret, vnd wider ausskehret, da ist einer so gut wie der ander.Herberger, Hertzpostille, II, 419.


18. Wer in diese Stube eingehn will, der rede nicht viel, vom Bösen schweige er still.

Inschrift zu Neustift vom Jahre 1792.


19. Wer offtmals in ein Stub geht vnd jhm sein Maul weit offen stehet, vnd hendel fremder Leut wil wissen, dem wird auch offt ins Maul geschmissen.Petri, II, 747.


20. Wirf die Stube nicht zum Fenster hinaus. Simrock, 9987.


*21. Die Stube ist nicht gekehrt. (Wasungen.)

Aus Rücksicht auf anwesende Personen kann man nicht mehr sagen. (S. Motte 2.)


*22. Die Stube mit dem Weibe fegen, um das Geld für Besen zu sparen.

Die Frau mit den Haaren in der Stube herumziehen. Geiler spricht von »Säwnarren, von denen die Weiber säwische gebärden dulden müssen und doch gute wort darzu geben, damit sie jhnen die haut voll schlagen oder sie mit dem haar die stuben auff vnd ab ziehen vnd die stuben mit jnen fegen, damit sie kein gelt für bäsen dörffen geben«. (Geiler, Nsch., 72, in Kloster, I, 615.)


*23. Die Stube zum Fenster hinauswerfen.Eiselein, 582; Körte, 5778; für Franken: Petters, 23; Frommann, VI, 324, 372.

Scandal, Tumult.

Engl.: To throw the house out at the window. (Eiselein, 565.)


*24. Eh gôn net aus deser Stuw bäs em mich aussen de Fessen det väderscht drît. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 327, 289.

Ich gehe nicht aus dieser Stube hinaus, bis man mich mit den Füssen voran hinausträgt.


*25. In hohen stuben sitzn.Mathesius, Postille, CLXVIIIb.


*26. Mit der Stube in die Thür hineinfallen. Simplic., I, 696.


*27. Seine Stube mit Ehrlichkeit verschliessen.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Hoffmann, E. T. A.

Seltsame Leiden eines Theaterdirektors

Seltsame Leiden eines Theaterdirektors

»Ein ganz vergebliches Mühen würd' es sein, wenn du, o lieber Leser, es unternehmen solltest, zu den Bildern, die einer längst vergangenen Zeit entnommen, die Originale in der neuesten nächsten Umgebung ausspähen zu wollen. Alle Harmlosigkeit, auf die vorzüglich gerechnet, würde über diesem Mühen zugrunde gehen müssen.« E. T. A. Hoffmann im Oktober 1818

88 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon