Motte

1. Die Motte frisst am Gewand, der Wurm am Holze, der Gram am Herzen des Menschen.Sailer, 32.


2. Die Motten kommen in das schönste Kleid.


3. Lieber die Motten in den Kleidern als die Ehre in Schuldscheinen.Körte, 4306; Simrock, 7113; Graf, 241; Braun, I, 2773.


4. Man hat doch vor den Motten nichts mehr sicher, sagte Dobschall, als sie in eine Perrüke gekommen, die zehn Jahre in einem Winkel gelegen.

Dobschall war ein um das Jahr 1820 in Hirschberg (Schlesien) lebender alter und wegen seiner Eigenthümlichkeiten in Erinnerung gebliebener Candidat der Theologie, der im dortigen Kreise in Ermangelung eines Predigers die Kirchgemeinde nach der humoristischen Seite erbaute. Noch sind eine Menge ergötzlicher Anekdoten in Bezug auf ihn im Volksmunde. (Vgl. Schles. Provinzialbl., Breslau 1868, S. 257, 406 u. 508; 1869, S. 175.)

Holl.: Waar kan de mot niet al inkomen, zei Joris Janse, en hij vond eene modieuse pruik, die in negen en negentig jaren niet gedragen was. (Harrebomée, II, 105b.)


5. Motten fressen die Kleider, Sorgen das Herz. Masson, 312.

Dän.: Møll æder gamle klæder, rust jern og sorg hiertet. (Prov. dan., 519.)


6. Motten, Mûs, Mûnchen un Mâden, wo de no sin, do dun sei auch Schaden. (Köln.) – Weyden, I, 2.


*7. Da möchte man die Motten kriegen.Klix, 46.


*8. Dem will ich die Motten ausklopfen.Klix, 40.


*9. Die Motten sind ihm in den Pelz gekommen.


*10. Du sollst die Motten kriegen.Braun, I, 2774; Frischbier2, 2665.

Bald ernst- bald scherzhafte Drohrede, besonders bei Ungehörigkeiten der Kinder gebraucht.


*11. Er hat die Motten im Beutel.

Kann nicht bezahlen; beim Abrechnen langt es nicht.


*12. Warte, ich werde dir die Motten vertreiben.

Die Motten vertreibt man durch Ausklopfen der Kleider; also der Sinn: du sollst Hiebe bekommen.


[Zusätze und Ergänzungen]

13. Die Motte fliegt so lang ums Licht, bis sie die Flügel sich versengt.

It.: Tanto vola parpaglione sopra il fuoco che egli si arde. (Giani, 749.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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