Perrüke

1. Grosse Perrüken, kleine Köpfe.


2. Sein Perocken ist so krauss als wenn Mäuse und Katzen Junge drin hetten.Chaos, 525.

Von einem Menschen, der sehr unordentlich und Liederlich (s.d.) aussieht.


3. Unter der grössten Perrüke ist oft der leerste Kopf.Parömiakon, 2892.


4. Unter einer schiefen Perrüke ist oft ein recht gerader Kopf.


5. Was nützen Perrüken, wenn der Kopf fehlt.

Als Friedrich der Grosse in Dresden in das Zimmer eines berühmten Grafen trat, sagte er: »Wie viel Perrüken für einen Mann, der keinen Kopf hat!« (Witzfunken, I b, 88.)


*6. De Prük steit ämm verkêrt. (Altmark.) – Danneil, 161.

Er ist in übler Laune.

Holl.: De pruck staat hem scheef. ( Harrebomée, II, 203b.)


*7. Die Perrüken haben sich überlebt.

D.h. so geht's nicht mehr, die Zeit ist vorüber, das ist überwunden. Man nimmt gewöhnlich an, dass die Perrüken unter Ludwig XIII. erfunden und gegen Ende des 18. Jahrhunderts ausser Mode gekommen sind; allein sie waren schon im alten Aegypten sehr verbreitet, und man findet einige derselben in den Museen von London und Berlin. (Vgl. Zur Geschichte der Perrüken, in den Jahreszeiten, Hamburg 1870, Nr. 40 u. fg.) Ob die obige Redensart auch dann noch zutreffen sollte, wenn man sie auf die vierzig Unsterblichen der Akademie anwendete, welche der pariser Volksmund die vierzig Perrüken nennt, von denen er unter Anwendung des ernsthaft anerkennend gemeinten Ausdrucks: »Il a de l'esprit pour quatre, sagt: Les quarante perruques ont de l'esprit pour quatre.«


*8. Eine Perrüke tragen.Wurzbach II, 286.

Nicht offen und ehrlich mit jemand umgehen.


*9. Einem in die Perrüke fahren.


*10. Er hat Perrüken.

D.h. er sieht verdriesslich aus. (Vgl. Ueber den Ursprung der Perrüken, eine Skizze vom Verfasser der Schwärmereien u.s.w., Leipzig 1780.)


*11. Es ist ihm was in die Perrüke gefahren.

Holl.: Het weér is hem in de pruck geslaegen. (Harrebomée, II, 203b.)


*12. Hä hät de Pürk widder verkieht stonn. (Bedburg.)

Er ist übler Laune; seine Perrüke steht verkehrt.


*13. Hä hoatt die Paricke vôl. (Henneberg.)

Ist zornig.


*14. He kickt ut de Prüke herut as de Mus ut de Hed'n.Eichwald, 1352.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1212.
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