Krüppel

1. Auch die Krüppel und Lahmen müssen mit fort.

Lat.: Herniosi in campum (sc. prodeunt). (Sutor, 611; Philippi, I, 175; Seybold, 213.)


2. Dass krüppel vnd blinde zu hinderst bleiben, darf man für kein wunder schreiben.

Lat.: Caecos cum claudis in fine uenire uidebis. (Loci comm., 20.)


3. Dat hest drapen, sär dei Kröpel, as en dei Hund in't hölten Bein beten har. (Mecklenburg.)


4. Die Krüppel und Lahmen sind gern beisammen.

Holl.: Met manken leert men kreupel gaan. (Harrebomée, II, 65a.)


5. Krüppel und Lahme wollen nicht daheim bleiben.


6. Krüppel vnd Blinden bleiben allzeit dahinden.Henisch, 420, 50; Körte, 3574.

Holl.: Kreupelen en blinden komen altijd achter. (Harrebomée, I, 450a.)


7. Krüppel will überall (immer) vortanzen.Simrock, 5997; Winckler, I, 26.

Holl.: Kreupel wil altijd vóórdansen. (Harrebomée, I, 450a.)


8. Man kann eher ein Krüppel werden als ein Millionär.

Holl.: Men wordt eer kreupel dan rijk. (Harrebomée, I, 458a.)


9. Man muss mit Krüppeln tanzen, wenn keine Gesunden da sind.

Holl.: Behelp u met kreupelen noch blinden. (Harrebomée, I, 449b.)


10. Weil der Krüpel lebet, so gehet's mir wol zur narung.

»Ist ein sprichwort im hause da Gott offt einem ein gebrechlichen Leib gibt, vnnd theilet jm dest grösser gnaden zu.« (Mathesius, Postilla, CCXXXIIb.)


11. Wer mit Krüppeln umgeht, lernt hinken. Reinsberg II, 65.


12. Wer über einen Krüppel lacht, darf selbst nicht hinken.

Holl.: Het staat den kreupele leelijk, den manke zijn gebrek te verwijten. (Harrebomée, I, 449b.)

13. Wie einem Krüppel das Tanzen, steht einem Narren von Weisheit reden.Spr. Sal. 26, 7.


14. Wo Krüppel vortanzen, da wird kein gerader Tanz.Altmam VI, 437.


*15. Die krüppel könden nit hincken.Franck, II, 21a; Tappius, 30b; Sutor, 104; Simrock, 5998; Körte, 3575.

Der Nichtwollende, der ein Nichtkönnen vorgibt. Franck a.a.O. bemerkt erklärend: »Wann man etwas vngleublich wil sagen, als: Bachus trinkt keinn wein. Dem sophisten mangeln wort, dem Meer wasser. Das weib kan nit böss sein (oder reden). Die schwäbin ist stumm. Die nachtigall kan nit singen. Lusciniae deest cantio.«

Holl.: Kreupelen kunnen niet hinken. (Harrebomée, I, 450b.)

Lat.: Lusciniae deest cantio. (Franck, II, 21a.)


*16. Er schilt wie der Krüppel am Wege.


*17. Es ist kein Krüppel verschont worden.


*18. He tot vör Kröpels Kraft.Eichwald, 1131.


*19. Kröpel of König. (S. Alles 21 und König 200.) – Bueren, 778; Eichwald, 1130; Kern, 341; Hauskalender, II.


[Zusätze und Ergänzungen]

*20. Gern Krüppel oder König spielen.

»Wie bekannt spielt der Amerikaner gern Krüppel oder König, daher die vielen betrügerischen Bankrotte und ihre Spielwuth an der Stockbörse.« (Allgemeine Zeitung, 1872, Nr. 361.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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