Milbe

1. Wenn die Milben das Salz fressen wollen, muss man sie mit Mauleselmilch besprengen.

Dies Sprichwort ist auf Geiler von Kaisersberg's Predigt von den Gewalt- oder Gross Hans Narren zurückzuführen. In einer Abtheilung seiner Predigt geiselt er die Rathsherren. »Es sind etlich, die gehn offt zu raht, vnnd haben ein gross hin vnd wider lauffen, also, das man vermeint sie haben grosse und wichtige Hendel zu verrichten. Solchen Narren geschiht gleich als diesen, so sich lang berathschlagen, wie sie möchten die Würm vertreiben, das sie nit im salz wüchsen. In einer Statt hatten sich viel junge zusammen verbunden, das sie wolten die alten in Raht vmbbringen, damit sie auch Herrn würden, was sie auch vollbrachten. Die nechsten Stett erdachten eine List wider die Ginaffen vnd schickten zu jhnen vnd liessen sie vmb Rahts fragen wie denn zu thun sei, dass keine würm im saltz wüchsen. Als sie sich nun darüber offt vnnd dick berathschlagten, was sie jn sollen für eine antwort geben, kondten sie nichts erdenken. Derwegen läuteten sie offtmals in den Raht. Ein Alter fragt seinen Sohn darüber. Da zeigt der Sohn dem Vater den Handel an. Ach, sprach der Vatter, merket jhr Jungen Rahtsherrn nicht, das man euch vexirt vnnd verspottet? Denn mit dem Salz vertreibt man die würm. Derhalben gebt jn zu antwort, sie sollen das Saltz mit Maulesel Milch besprengen; die Maulesel aber haben keine Milch. Schaw, solch Rahtschlag haben bissweilen die gewaltigen.« (Einfälle, 239; Kloster, I, 476.)


*2. Die Milben mit Salz füttern.

Was sie gar nicht fressen.


*3. Er möchte jeder Milbe Reitstiefeln anlegen. Körte, 4246c.

»Sie kan ohn mich einer Milbe ein paar Reutstieffel anmachen.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 216.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 657.
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