Nass (Adj.)

Nass (Adj.).


1. Besser nass werden als ertrinken.

Böhm.: Lépe zmoknouti, nežli utonouti. (Čelakovský, 157.)

Poln.: Lepiéj zmoknać, niźeli utonąć. (Čelakovský, 157.)


2. Der nass macht, kann auch wieder trocknen. Petri, II, 102.


3. Nicht zu nass und nicht zu kühl; nicht zu trocken, nicht zu schwül; warm und nass und kühl und trocken, dann gibt der Brachmond in die Milch zu brocken.


4. Wenn einer nicht will nass werden, der soll nicht ins Bad kommen (gehen).Lehmann, 276, 38 u. 694, 52.


5. Wenn nass und kalt der Juni war, verdirbt er meist das ganze Jahr.


6. Wenn nass war der April, der Juni selten regnen will.


7. Wer mek nat mâket, mâket mek ak wêer drüge.Schambach, II, 549.

Trost des vom Regen Durchnässten; aber auch um zu sagen, dass nach dem Regen die Sonne wieder scheine.


8. Wer nass ist, fürchtet den Regen nicht.

Auch russisch Altmann V, 70.


9. Wer weiss, wer nass wird, wenn's Glück regnet.Simrock, 3801; Körte, 2212; Braun, I, 857.


10. Wo es nass, da tropfet was.Eiselein, 490.

Lat.: Aut pluit aut ningit, aut nostra pedissequa mingit. (Binder II, 304; Eiselein, 490.)


11. Wo es vor bereit nass ist, da mag es leicht genug (zu viel) regnen.Petri, II, 803.


12. Wo es zuvor nass ist, da mag man leichtlich giessen, dass es gar schlüpfrig werde.Luther's Tischr., 226a; Silvula, 18.

Wenn jemand schon bösen Gedanken nachhängt, so reicht der geringste Anlass hin, ihn weiter sinken zu machen.


*13. Du bist sehr nass auf dem Rücken. (Breslau.)

Du bildest dir viel ein.


*14. Er ist noch nass hinter den Ohren.Eiselein, 580; Körte, 4660b; Braun, I, 3155.

»Hatt die Windeln am Gesäss kleben, war nass hinder den Ohren.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 234.)

[965] Engl.: He is just out of his shell. (Marin, 15.)

Frz.: Il ne fait que sortir de la coque. (Marin, 15.)

It.: È appena uscito dall' uovo.

Schwed.: Han är ännu knappt torr bakom öronen. (Marin, 15.)


*15. Er ist so nass wie eine gebadete (getaufte, ersäufte) Maus.Braun, I, 2643; Frischbier2, 2761.

In Nordfriesland: Wiat ûshan drênkat Kât. (Johansen, 30.)

Lat.: Uvidi tanquam mures. (Binder II, 3464; Eiselein, 457.)


*16. Es ist nass.Agricola I, 149.

»Wenn man keinen rechten Bescheid gibt, wie Wein oder Bier schmeckt, so sagt man: Es ist nass. Es netzt Zunge und Hals, mehr kann ich darüber nicht sagen.«


*17. He is so natt as êne Klatterkatt.Richey, 120.

Hochdeutsch: so nass wie eine gebadete Katze, ein gebadeter Hahn.


*18. Ich bin so nass, als ich werden mag.Tappius, 233a; Lehmann, II, 277, 18.

Je weiter nach Süden, desto mehr nimmt die Steigerung zu. Der Deutsche wird nass bis auf die Haut, der Franzose bis auf die Knochen, der Spanier bis aufs Mark, der Araber bis auf die Gedärme. In sehr vieler Beziehung gehen die Anschauungen der Völker und damit ihre Ausdrucksweise auseinander. So trinkt sich der Germane schwarz (Frommann, V, 69), der Franzmann greis (se grise); der Germane erröthet über und über, der Franzose bis an die Augen. Zur weitern Charakterisirung des Nassseins hat man im Schwäbischen die Ausdrücke: patsch-, pudel-, saich-, tropfnass; österreichisch: watschelnass; norddeutsch: mist-, pitsche-, quatschnass. In Schlesien: Klatsche noass, pfitsche- oder pfitzenoas. (Gomolcke, 707 u. 858.)

Holl.: Hij is van binnen en buiten nat. (Harrebomée, II, 117b.)

Lat.: Asinus compluitur. (Binder II, 357; Lang, 253; Philippi, I, 44; Seybold, 40.)


*19. Nass wie die Mäuse.Eiselein, 457.


*20. Nass wie ein begossener Pudel.


*21. Si isch so nass heicho wie-n e Wäschludere.Sutermeister, 97.


*22. So natt as en Pudelhund. (Holst.) – Schütze, III, 239.

Von den Pudeln, die Gegenstände aus dem Wasser herausholen.


*23. So natt as Mist. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 162, 119.

Man sagt auch drüppelnat, mistnat.


*24. So natt as 'n Katt.Schiller, III, 6b; Eichwald, 973.


[Zusätze und Ergänzungen]

25. Nasser als nass kann man nicht werden, sagt Rothfuss.Auerbach, Waldfried.


*26. Nass wie eine Dohle.Carlén, Stellvertreter, 31.


*27. Nass wie eine Made.Fliegende Blätter, 1859, S. 138a.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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