Passiren

1. Das kann einem passiren, der Weib und Kind hat, sagte der trunkene Hans, als er in einen Graben fiel.


2. Dat schall mi nich wedder passêren, sä Jan Timm, do müsst he nach'n Galgen.Jan Peik, 215, 249.


3. Der mag passiren, der in einer Sitzung so viel sauft als er wiegt.

»Dann ich lass den passiren, welcher eins Sitzens so viel saufft alss er wigt.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 312.)


4. Et passeert nits nies under der Sunnen. (Göttingen.) – Schambach, II, 269.

Lat.: Nil novi sub sole.


5. So können's passiren, sagte die Wache, da sich der Mönch als Teufel gemeldet; ich glaubte, es sei ein Pfaff, und denen ist nicht zu trauen.Klosterspiegel, 45, 5.


6. Wenn ebbes (etwas) passiren soll, helfe die Staan uf der Gass dazu.Tendlau, 942.

Bei einem sich wunderbar erfüllenden Geschick.

*7. Das ist ihm böslich1 passirt.

1) Ich habe die Redensart nur einmal gehört und »böslich,« was mir auch dem Sinne zu entsprechen scheint, in der Bedeutung von »unglücklicherweise« aufgefasst. In den Schles. Provinzialbl. (1866, S. 428) steht dafür »bisslich,« ein Wort, das ich weder je selbst vernommen habe, noch hier zu deuten weiss. – Es ist ihm in der Zerstreuung begegnet, ohne dass er es gewollt, gemerkt hat.


*8. Das passirt, wenn der Vater ein Pfaff ist vnd der Sohn ein Chorschüler.Gruter, III, 14; Lehmann, II, 76, 27.


[Zusätze und Ergänzungen]

9. Das ist mir selbst noch nicht passirt, sagte der Dieb, der vom Galgen fiel, weil der Strick zerriss, als der Henker klagte, dass ihm das noch nicht begegnet sei.


10. Dat sall mi ne wedder passêr'n, söä' de Jong, dat mîn Mur'r starwt un ick ne met doabie bin.Schlingmann, 738.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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