Rauben

1. Es sei geraubt oder genommen, wenn es mir nur thut wohl bekommen, sagte der Kramer zu Marpurg.Dietrich, II, 113.

Lat.: Sive sit raptum sive captum, modo sit aptum.


2. Es sei geraubt oder genommen, wenn ichs nur mag bekommen.Petri, III, 6; Mathesy, I, 22a.


3. Raub', klaub', back' in Sack, stiehl viel in der Mühl'.Parömiakon, 530.

Abraham a Sancta Clara (Judas der Erzschelm, I) fügt die Bemerkung hinzu: »Es siehets niemand, aber Gott


4. Rauben gibt genug, weil einer lebt.Petri, II, 509.

Böhm.: Loupiti není koupiti; nakona vždy více prodĕláš, než vydĕláš. (Čelakovský, 143.)


5. Rauben lohnt besser als betteln.

Wie überhaupt alle Grossgeschäfte mehr abwerfen, als blosse Krämerei (Detailhandel).


6. Rauben, stelen, würgen vnd lügen, mit gewalt vnd list die leut betriegen, ist jetzund worden nur ein spiel bey allen stenden gar zu viel.

Lat.: Causidicis, erebo, fisco fas uiuere rapto, militibus, medico, tortori occidere ludo, mentiri astrologis, pictoribus atque poetis. (Loci comm., 81.)


7. Rauben und Stehlen ist keine Schande, thun es doch die Ersten (Besten) im Lande.

Aus den Zeiten, da der Ritter von seiner Burg herab zu Ross Reisende anfiel und plünderte, und dies für Adelsrecht und adeliche Sitte ausgab. Die Geistlichen nahmen an dieser edeln Beschäftigung theil. Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530 verbot man dieen, »sich weder selbst auf das Rauben zu legen, noch ihre Knechte dazu anzuhalten«. (Vgl. Wagenseil, Aehrenlese 48, 89; Schücking, Westf. Charaktere; Ueber das ehemalige Leben des höhern und niedern Adels im Illustr. Familienbuch, Bd. 7, Hft. 2, S. 50.) Im Nequambuch (Stadtarchiv zu Soest) befindet sich ein Bild des westfälischen Adelslebens im Mittelalter mit der Unterschrift: »Dies sind freie Ritterssachen, die's im Lande theuer machen; sie rauben das Schaf und auch die Kuh und thun am Ende den Hals dazu.« Der alte Kartäusermönch Werner Rolewink sagt von den Raubrittern seiner Zeit: »Ich kann den Geist von diesen Märtyrern nicht wenden, denn Märtyrer sind sie, wenn nicht Gottes, doch des Teufels.« Auf den obigen Spruch der Ritter antworteten die Bauern mit einem andern Spruche: »Keine Sünde ist's, sie hängen, rädern, köpfen, niederstechen, wir behielten sonst nichts zu beissen und zu brechen. « (L. Schücking, a.a.O.)


8. Wenn du so kannst rauben, dass die Leute glauben, du habest recht gethan, so bist du ein geehrter Mann.


9. Wer löblich rauben, nemen vnd stelen will, der muss ein Soldat sein.Lehmann, 120, 10.


10. Wer raubt am Morgen, wird des Abends an fremdem Gut erworgen.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1496.
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