Reis (das)

1. Aus einem kleinen Reis wird ein grosser Baum.

Böhm.: Z proutku veliký strom bývá. (Čelakovsky, 266.)


2. Aus Einem Reis wird kein Besen.Simrock, 943.


3. Aus kleinen Reisern wird oft ein grosses Feuer.

Dän.: Af liden qvist vorder ofte stor ild. (Prov. dan., 463.)


4. Auss vilen Reissern macht mann ein starcken besen.Lehmann, 106, 7.

It.: Un flor non fa ghirlanda. (Masson, 310.)


5. Besser in den rysern, dann in den ysern. Franck, II, 7b; Tappius, 9a u. 12b; Gruter, I, 8; Eyering, I, 143 u. 217; Henisch, 866, 16; Latendorf II, 6; Schottel, 1113a; Sutor, 272; Simrock, 8400; Körte, 5054; Grubb, 481; Curtze, 831, 465.

Unter Reisern ist Gesträuch oder irgend ein buschiger Ort zu verstehen. (S. Vogelsang.) Lieber Vogel in den Reisern bleiben alss in den Eysern sein wollen. (Corb. Chronik, 46.)

Dän.: Bedre at gaae ledig i en grøn eng, end staae bunden ved en torne-busk. (Prov. dan., 378.) – Bedre at tinge ved busken end ved boyen. – Bedre i busken end boyen. (Prov. dan., 54.)

Frz.: Il vaut mieux être dans un bois qu'en prison. – Il vaut mieux faire son accord dans un bois qu'en prison.

Holl.: Beter in de rijzeren dan in de ijzeren. (Harrebomée, I, 452b.)


6. Dürres Reis gibt rasches Feuer.

Dän.: Tør vedd giør snart (rasker) ild. (Prov. dan., 552.)


7. Ein Reis gesellt sich zum andern.


8. Ein Reis ist ein schwach Ding, aber viele machen einen Besen.


9. Ein Reis vom Narrenbaum trägt jeder Bu(b); der eine trägt es frei, der andre deckt es zu.


10. Fallende reisen gerahten offt am besten. Petri, II, 308.


11. In den rysern ist gut taidingen.Tappius, 12b.

Wer frei ist, hat gut Bedingungen zu machen.


12. Jonck Rijs is te buijen; maar gen ouwde boomen.Archiv, 48, 365.


13. Junge Reiser pfropft man nicht auf alte Stämme.Simrock, 8399; Mayer, II, 155.


14. Könnte ein Reis das andere tragen, so wären sie stark.Eiselein, 526; Simrock, 8397.

Lat.: Durus durum si ferret, se defendere possent. (Eiselein, 526.)


15. Man muss das Reis biegen, wenn's ein Baum geworden, ist's zu spät.

Holl.: Buig het rijsje, terwijl het jong is; als het een boom' geworden is, is het te laat. (Harrebomée, II, 222a.)


16. Man muss sich oft am schwächsten Reise halten.


17. Man siehet schon am Reis, was für Frucht der Baum bringen wird.


18. Viel Reiser machen einen Besen.Simrock, 8398.

Dän.: Mange riis giør en stærk koost. (Prov. dan., 516.)

Holl.: Veel rijsjes maken een' bezem. (Harrebomée, II, 222b.)


*19. Eim ein reiss vber den weg ziehen.Ayrer, III, 2037, 30.

»Er zieh mir ein reiss übern weg.« (Ayrer, II, 896, 6.)


*20. He hett sück'n Rîs (Reis, Ruthe) to sîn egen Nêrs bunden.Kern, 518.


*21. Hi bant an Ris tu san anj Êrs. (Nordfries.)

Er bindet Reiser, eine Ruthe für seinen eigenen Hintern.


*22. Sich aus den Reisern (durch die Reiser) machen.Horn, Spinnstube, 1849, S 50.

Auf die Socken.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1642.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:

Buchempfehlung

Diderot, Denis

Die Nonne. Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert

Die Nonne. Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert

Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.

106 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon