Schächer

*1. Es ist der linke Schächer.

Diese Redensart auf jemand angewandt, wird als arge Beleidigung betrachtet. Der linke Schächer ist in der Leidensgeschichte Jesu jener Verbrecher, der ihm zur linken Seite gekreuzigt wurde, und ihn noch verhöhnte, während der Schächer zur rechten Hand dies misbilligte und die Zusage des Paradieses erhielt. Der Ausdruck setzt also einen sehr bösen und verstockten Menschen voraus. (Wurzbach III, 166.)


*2. Es ist ein armer Schächer.


[Zusätze und Ergänzungen]

3 Der eine Schächer preiset den andern.

Bei Tunnicius (1215): De eine scheker pryset den anderen. (Latronem latro, fur furem praedicat usque.) – Im Altdeutschen heisst das Wort Schächer so viel wie Räuber; nach Weigand hat es ausserdem noch die Bedeutung von »Tropf an Geist«. Und in der That sprechen wir ja von einem armseligen Schächer, oder einem Schächer schlechthin. Diese Bedeutungen im neuern Sprachgebrauch aber entwickelten sich offenbar nach dem biblisch-theologischen, in dem zunächst die Stelle aus Lukas (23, 40-43) den Begriff des schweren aber reumüthig zerknirschten Sünders lieferte und dieser alsdann verflacht wurde in den eines armen, trübseligen Tropfes.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1696.
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