Schubsack

1. Es hat seine geweissten (gewichsten, gewitzten, gewussten) Schubsäcke. (S. Nase 143.)

Seinen Grund, auch seine Schwierigkeit oder auch bei Handlungsweisen, deren wahre Beweggründe verschwiegen bleiben. Wie einige meinen, von einem Taschenspieler entlehnt, der für den Zweck eines Kunststücks seine Taschen geweisst hatte. Zutreffender ist jedoch die Erklärung, welche neulich (1870) eine dresdener Zeitung als Antwort auf die Frage nach der Entstehung der Redensart in Folgendem gab. Die Redensart, sagt sie, stammt aus dem ersten Viertel des vorigen Jahrhunderts, als zur Anfertigung des von Böttger erfundenen meissner Porzellans die zu Aue bei Schneeberg aufgefundene weisse Erde benutzt wurde, mit welcher bisher nur ein Herr von Regenberg seine Perrüken pudern liess. Die Erde ging versiegelt mit Angabe des Gewichts nach Meissen; und weil man in Berlin danach trachtete, etwas von dieser Erde zu erlangen, wurde eine schwere Strafe auf die Ausfuhr gesetzt. Zwei Männer indess legten sich auf Schmuggel und schafften in den weiten Schubsäcken ihrer Rücke dies Material über die Grenze. Man kam aber bald hinter diese Schliche, und bei ihrer Rückkehr wurden die von der Erde angeweissten Schubsäcke zum Verräther. So soll diese Redensart entstanden sein.

Frz.: Ce n'est pas pour enfiler des perles. – Cela s'entend bien. (Kritzinger, 271b u. 275b.)


2. Schab mir den Schubsack. (S. Ellenbogen 6.) (Schles.) – Weinhold, 79.


*3. Einem die Schubsäcke leeren.

Frz.: Ils lui ont nettoyé le gousset. (Kritzinger, 353b.)


*4. Einen beim Schubsack erwischen.

Frz.: Attraper quelqu'un par la fouilleuse. (Kritzinger, 329a.)


*5. In eines andern Schubsack greifen.

Frz.: Fourrer la main dans la poche d'autrui. (Kritzinger, 331a.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 347.
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