Schwindel

1. Der Schwindel ist meist bei Hofe anzutreffen. (S. Stolpern.) – Parömiakon, 968.

Dort kann man sehr leicht zu Fall kommen. »Zu Hof ist manchmal mitten im Sommer Glatteis und ist man des Fallens nicht versichert. Der Teufel streut nirgend mehr Erbsen als auf Hofstiegen.« (Abraham a Sancta Clara, Judas der Erzschelm, II.)


2. Wer am Schwindel leidet, der muss nicht klettern.Sprichwörtergarten, 141.

Schwindel ist hier geistige Schwäche; wer daran leidet, der soll sich von hohen und schweren Aemtern fern halten. Die Russen: Wer nicht klimmen kann, mag sich des Kletterns entschlagen. (Altmann VI, 397.) Wenn du zum Schwindel geneigt bist, so steige nicht aufs Dach.


3. Wer den Schwindel hat, darf (soll) kein Schieferdecker werden.Sailer, 274.

It.: Chi teme acqua e vento, non si metta in mare. (Gaal, 1396.)


4. Wer den Schwindel hat, dem bedünckt, der Boden gehe über vnd über.Lehmann, 358, 25.


5. Wer Schwindel hat, dem tanzt alles.Sprichwörtergarten, 478.

Wen das Glück zu plötzlich erhebt, der kann sich nicht gut auf seinem neuen Standpunkt halten.


6. Wer Schwindel hat, hält jeden Dunst für Weihrauch.Sprichwörtergarten, 118.

Es gibt Leute, welche sich einbilden, dass alles, was um sie her geschieht, nur deshalb stattfinde, um ihre Verdienste zu preisen und ans Licht zu stellen.


7. Wer schon am Schwindel leidet, den muss man nicht auf den Kopf schlagen.


*8. Er hat den Schwindel im Kopf.

Frz.: La tête lui tourne. (Kritzinger, 686a.) – On leur a fait voir mille chandéles. (Kritzinger, 120b.)


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*9. Er hat einen plötzlichen Schwindel gekriegt.Gartenlaube, 1863, S. 110b.

Er hat einen Rausch.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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