Taub

1. Besser taub als blind.

Manche werden das Gegentheil behaupten.

Dän.: Den døfne hører noget, den blinde seer intet. (Prov. dan., 116.)


2. De nich dow is, môt völ hören, hadde malle Jan segt. (Ostfries.) – Bueren, 380; Hoefer, 967; Eichwald, 895; Frommann, IV, 141, 317.

Holl.: Die lang leeft en noch blind noch doof wordt, ziet en hoort veel. (Harrebomée, I, 147a.)


3. Der ist sehr taub, der nicht hören will.

Engl.: Who so deaf as they that will not hear. (Bohn II, 142.)

It.: Gran sordo è quello, che non vuol intendere. (Pazzaglia, 358, 1.) – Mal sordo è colui che non vuol sentire. (Masson, 327.)


[1038] 4. Es ist keiner so taub, als der nicht hören will.

Dän.: Ingen er mere døv end den som ikke vil høre. (Bohn I, 381.)

It.: Non ci è il più cattivo sordo di quel che non vuol udire. (Bohn I, 112.)


5. Es ist keiner so taub, dass er nicht verstände, was er nicht hören soll.Altmann VI, 493.


6. Wer nicht zuweilen taub und blind sein kann, taugt nicht zum Regieren.

Holl.: Die niet somtijds doof zijn, deugen niet, om te regeren. (Harrebomée, I, 147a.)


*7. Er ist taub auf dem Ohr.

Holl.: Hij is doof aan dat oor. (Harrebomée, I, 147a.) – Hij is doof aan het oor, daar hij niet hooren wil. – Hij is hoorende doof. (Harrebomée, I, 147b.)


*8. He es so dauf as en Quartel (Wachtel). (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 407.

Wie ist dies Sprichwort zu erklären? Die Wachtel ist doch nicht taub. Auch Harrebomée wundert sich, da dies Sprichwort in Holland ebenfalls üblich ist. Er meint, ob vielleicht der laute Ruf der Wachtel zu der Redensart könne Veranlassung gegeben, da taube Menschen in der Regel sehr laut sprechen, weil sie meinen, es sei dies nöthig, um verstanden zu werden. – Um einen harthörigen, tauben Menschen zu bezeichnen, sagt eine jüdisch-deutsche Redensart: Das is e Chuschim. (Tendlau, 12.) Chuschim, der Sohn Dan's (1 Mos. 46, 23), soll nach der Sage sehr taub gewesen sein.

Holl.: Hij is een doove kwartel. – Hij is zoo doof als een kwartel. (Harrebomée, I, 462a.)


*9. Mach mi nid taub.Sutermeister, 21.


*10. Taub wie ein Auerhahn in der Balz.Eiselein, 44.

Die Polen sagen von einem, der nicht oder sehr schwer hört: Er ist taub, wie einer aus Samter; weil die in Samter eingewanderten Czechen die polnische Sprache nicht verstanden: Gluchy, by od Szamotul. (Lipiński, 69.)

Lat.: Surdior Toronaeo portu. (Erasm., 887; Philippi, II, 207.) – Surdior turdo. (Binder II, 3254; Erasm., 887.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 1038-1039.
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