Verzeihen

1. Andern soll man viel, sich selber nichts verzeihen.

Die Chinesen: Man verzeiht dem alles, der sich nichts verzeiht. (Cibot, 174.)

Lat.: Ignoscas aliis multa, sed nihil tibi. (Philippi, I, 186.)


[1623] 2. Ein klein verzeihen bringt gross Gedeyen. Petri, II, 209.


3. I will em verzieh', aber Joggeli (Bub') denk' du daran, het de säb Schwoob g'seit.Sutermeister, 41.


4. Man verzeiht sich das Böse, was man andern gethan leichter, als ihnen das, was sie uns gethan.

Die Russen: Schnell hat sich der Gottlose das Verbrechen verziehen, langsam vergibt er dem Nachbar seine Schwäche. (Altmann VI, 450.)


5. Verzeihe dir nichts vnd andern vil.Franck, I, 158b; Simrock, 10949.

It.: E meglio haver miseri cordia, chè vendicarsi. – Perdonar l'offesa è una vendetta regio. (Pazzaglia, 366, 4 u. 5.)

Lat.: Alteri semper ignoscito, tibi ipsi nunquam. (Egeria, 4.)


6. Verzeihen ist der schönste Sieg.

Die Chinesen: Verzeihen ist nur für den eine Thorheit, der sich nicht gerächt hat. (Cibot, 169.)

It.: Perdonnando s'acquista trionfo. (Pazzaglia, 282, 5.)

Lat.: Humanum est ignoscere. (Plautus.) (Philippi, I, 183.)


7. Verzeihen ist der Wibe Sitte, doch hont sie gern, dass man sie bitte.Eiselein, 635.


8. Verzeihen ist die beste Rache.Petri, II, 544; Winckler, XVI, 62; Körte, 6201; Simrock, 8067; Steiger, 54; Braun, I, 4775.

Dän.: Forlade er en dyd, hevn er en last. – Forlade er største hevn. (Prov. dan., 288.)

Lat.: Nobile vindictae genus est ignoscere victo. (Gaal, 1268.) – Venia melior est supplicio. (Seybold, 622.)

Slow.: Vačšiu má hodnost velkvdušné odpuštĕnie, než pomsta. (Konfessionálná skola, 1873.)


9. Verzeihen ist eine tugend, rechen ist ein laster.Lehmann, 590, 20.

10. Wer gern verzeiht, darf niemand fürchten.

Lat.: Magnum timoris remedium clementia est. (Philippi, I, 235.)


*11. Es mag dir wol verzihen sein, es ist aber nit vergessen.Tappius, 74b; Eyering, II, 584; Lehmann, II, 137, 81; Sailer, 384.


[Zusätze und Ergänzungen]

12. Versain Se, meine Herren, die Dummheit dieses Knaben, sagte Vaterleben, es ist mein Sohn.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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