Wechselbalg

* Es ist ein rechter Wechselbalg.Baumgarten, II, 26.

Nach dem Volksglauben müssen Kinder vor der Taufe gut bewacht werden, weil sie sonst vertauscht werden können. Jedes neugeborene Kind muss niesen und, sagen die Aeltern nicht alsogleich »Helfgott«, so kommt der Teufel und tauscht ihnen das Kind für einen Wechselbalg aus. Namentlich soll er am Sanct-Nikolaustage herumgehen und Kinder stehlen, auch die kleinen Kinder rauben und Misgeburten und Wechselbälge an deren Stelle legen, über welche die Mutter nicht das Kreuz macht oder sie mit Weihwasser besprengt. Vgl. das Nähere darüber Baumgarten, II, 26. Die Wechselbälge sollen oft so gross werden wie gewöhnliche Menschen, jedoch selten über dreissig Jahre alt. Schaut man gut auf den Wechselbalg, so kommt an seiner Statt das ausgewechselte Kind zurück. So erhalten die Redensarten: Ein Wechselbalg oder, wie ausgewechselt sein, einen von vielen, die sich ihrer bedienen, nicht mehr gefühlten mythischen Hintergrund. W. Menzel weist in seinem Odin den elbischen Charakter des Auswechslers nach. (Vgl. Baumgarten, III, 23.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 1840.
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